Die Wahl zum Nachfolger des scheidenden ZDF-Intendanten Dieter Stolte endete mit einer überaschenden Kompromisslösung: Statt der zuletzt hoch gehandelten externen Kandidaten Günter Struve und Manfred Harnischfeger kürte der Fernsehrat bei seinem dritten Wahlkonvent und in der insgesamt fünften Abstimmungsrunde einen Mann aus dem Haus: ZDF-Programmdirektor Markus Schächter.
Der hatte sich im vergangenen Dezember in einem Interview mit der Zeit selbst als Kandidat ins Gespräch gebracht, war zwar von Anfang an von der Findungskommission genannt, aber niemals direkt zu einem Wahlgang vorgeschlagen (und damit "verbrannt") worden - so geriet er eben auch niemals völlig aus dem Spiel.
Kompromiss mit Kurt Beck
Höchst überraschend ist der Kompromiss namens Schächter dennoch. Denn der 52-Jährige reiste in seinen gut 20 Jahren beim ZDF auf dem CDU-Ticket und wurde nun von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) mit vorgeschlagen. Dass eine interne Lösung und kein in letzter Sekunde aus dem Hut gezauberter Externer (wie vor 25 Jahren nach sieben Wahlgängen Karl-Günter von Hase) das monatelange Tauziehen beenden würde, hätte kaum ein Beobachter des von Gerüchten und politischen Händeln begleiteten Wahltheaters vorhergesagt.
Auch der Gewählte selbst hatte mit dem Wahlausgang nach eigenen Worten nicht gerechnet. Er war am Vormittag gar nicht als offizieller Kandidat zur Sitzung gekommen. Eigentlich wollte er am Samstag seinen Garten harken; nun gab er die Pressekonferenz als künftiger Intendant. Die Amtszeit von Stolte läuft offiziell am nächsten Donnerstag aus.
Zuvor hatte der Fernsehrat ARD-Programmdirektor Günter Struve, vom sozialdemokratischen Freundeskreis vorgeschlagen, mit lediglich 33 der 69 abgegebenen Stimmen durchfallen lassen. 47 werden für die erforderliche Dreifünftelmehrheit im 77-köpfigen Fernsehrat benötigt, 51 erhielt der siegreiche Schächter.
Über Bertelsmann-Vorstand Manfred Harnischfeger, erst in den letzten Tagen als Kompromisslösung namhaft geworden, war gar nicht mehr abgestimmt worden. Ihn hätte die Unionsseite nur dann ins Rennen geschickt, wenn eine Erfolgschance bestanden hätte.
Proporzerwägungen und parteipolitisches Kalkül bestimmten die ZDF-Wahl seit den ersten beiden Wahlrunden am Nikolaustag 2001. Wir dokumentieren die Ereignisse der letzten Monate um die ZDF-Wahl im Netzpresse-Ressort Medienpolitik.