Deutschlands zweitgrößte Nachrichtenagentur
ddp hat wegen Zahlungsschwierigkeiten am 7. September einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem zum zweiten Mal ein Darlehen eines privaten Investoren geplatzt war. Nach eigenen Angaben wird die Agentur, die nun unter Verwaltung eines Berliner Rechtsanwaltes steht, ihren Betrieb
"in vollem Umfang" fortführen.
Belegschaft und Geschäftsführung seien sehr zuversichtlich, dass ddp mit Hilfe des Insolvenzverfahrens und eines mit den Mitarbeitern abgestimmten Sanierungskonzeptes, das 2005 greifen soll, die Arbeit fortsetzen werde, hieß es in einer Korrespondenz, die am 8. September über den Ticker ging und mit einem Appell
"an alle Medien" schloss,
"ddp auf diesem Weg zu unterstützen". Trotz der aktuellen finanziellen Schwierigkeiten bleibe es eine
"medien- und gesellschaftspolitische Notwendigkeit, dass es zwei deutsche Nachrichtenagenturen gibt".
Mit Kompagnons hatte Geschäftsführer Lutz Schumacher, der auch als Chefredakteur tätig ist, die Agentur im vergangenen Jahr per Management-Buyout von
ProSiebenSat.1 erworben. Nach eigenen Angaben wurden die Kosten von 17 auf 13 Millionen Euro jährlich gedrückt. Doch das reichte offenbar nicht: Bereits im Mai musste die Eigentümer-Beteiligungsgesellschaft SFG Insolvenz anmelden.
Über die Durststrecke sollten dem ddp nun private Geldgeber helfen. Doch zunächst platzte nach ddp-Angaben ein von dem Österreichischer Peter Kölbel für Jahresbeginn zugesagter Kredit über 2,5 Millionen Euro. Kölbel ist Partner des Wiener Immobilien- und Medienkaufmannes Hanno Soravia, den die
Süddeutsche Zeitung im vergangenen November noch als ddp-Retter vorgeführt hatte. Dann stieg ein gewisser Franz Thiel, Privatmann aus Beilingen, als Gesellschafter ein; doch sein Darlehen von drei Millionen Euro ist bis heute nicht eingezahlt worden.
Zuletzt waren Verhandlungen mit
AFP gescheitert - der ddp arbeite zu teuer, hieß es. Bei einer Betriebsversammlung am 4. September waren die Mitarbeiter offenbar zu keinen weiteren Verzichtsleistungen bereit. Die Agentur soll nun in eine Fortsetzungsgesellschaft überführt werden. Die Tochtergesellschaft ddp.vwd sei von der Insolvenz nicht betroffen, hieß es.