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Bürgerjournalismus: Ohmynews stellt internationale Website ein

Vor fünf Jahren, als der Begriff Citizen reporter auch in Deutschland in Mode kam und Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann noch keine Ahnung von den Segnungen der Flip-Cam hatte, galt die südkoreanische Website Ohmynews als Vorbild für Bürgerjournalismus. Tatsächlich war die im Jahr 2000 gegründete Online-Zeitung wohl die erste, die - neben Stücken einer eigenen Redaktion - mehrheitlich Artikel ihrer Leser veröffentlichte.

2004 startete Ohmynews sogar eine internationale Seite in englischer Sprache. Doch der Versuch, die Welt mit den vielen verschiedenen Stimmen ihrer Bewohner auf einer News-Website abzubilden, war zum Scheitern verurteilt. Die Seite habe ein Schaufenster sein sollen, um der Welt zu zeigen, wie OhmyNews Menschen aus ganz Südkorea zu Bürgerjournalisten gemacht habe, schreiben die Macher nun in einem Artikel, der das Ende von Ohmynews International in der bisherigen Form ankündigt: "Weil Bürgerjournalismus aus dem Kindheits-Stadium herausgewachsen ist und kein Schaufenster mehr benötigt".

Die Website honorierte sogar jeden veröffentlichten Artikel - allerdings nur bis Anfang Februar 2009; dann fiel auch das Honorarsystem CyberCash der Medienkrise zum Opfer.

Aus allen Ecken der Welt
Für die Einstellung werden nun aber redaktionelle Probleme verantwortlich gemacht: "Mit Bürgerreportern aus allen Ecken der Welt, die über alle erdenklichen Themen schreiben, wurde es immer schwieriger, über ein Thema dauerhaft zu berichten. [...] Geschichten aus Ländern wie Afghanistan, Brasilien, Zimbabwe und überall dazwischen machten es unseren Redakteuren unmöglich, alles akkurat zu überprüfen." Künftig soll Ohmynews International nicht mehr als News-Website, sondern nur noch als Blog über Bürgerjournalismus weitergeführt werden. Die bisherigen Kontributoren ermutigen die koreanischen Macher, auf eigene Faust in Blogs weiterzumachen.

Die Lehre aus dem Ohmynews-Beispiel lautet also: Think local: Bürgerjournalismus lässt sich am besten vor Ort organisieren. In Deutschland zeigen Lokal-Blogs, aber auch die Experimente von Zeitungsverlagen mit Bürgerjournalismus-Portalen, wohin die Reise gehen könnte. Ein massenmedialer Erfolg vergleichbar dem von Ohmynews in seinem Ursprungsland wäre hierzulande aber undenkbar. In der ehemaligen Militärdiktatur vermochte Ohmynews ein mediales Vakuum zu füllen und zur Demokratisierung und Meinungsvielfalt beizutragen - samt eigener Journalistenschule für Bürgerreporter. Angefangen habe Ohmynews als eine Art News-Guerilla gegen die drei großen konservativen Tageszeitungen, die Südkorea bestimmten, schrieb der Spiegel 2006. "Inzwischen ist OhmyNews selbst eine Macht".

Nicht immun gegen eine Medienkrise
VierJahre später hat sich das Bild geändert. Auch die koreanische Ohmynews-Ausgabe ist kein Selbstläufer mehr. Im vergangenen Jahr musste die Website einen kostenpflichtigen "100,000-Mitglieder-Klub" ins Leben rufen, um die sinkenden Werbeeinnahmen zu kompensieren. Ohmynews habe 2008 700 Millionen Won und im ersten halbjahr 2009 500 Millionen Won Verluste geschrieben, bekannte Gründer und Herausgeber Oh Yeon-ho. Doch nach vier Monaten hatte der Klub laut einem Bericht von Journalism.co.uk nur 5.800 zahlende Mitglieder. Gleichwohl feierte Ohmynews im letzten Februar zehnjähriges Jubiläum. Doch gegen eine Medienkrise ist auch der Bürgerjournalismus nicht immun.
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