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Handelsblatt ist geschrumpft und macht für Entscheider mobil

Die neue Eins beim Handelsblatt: Im Mittelpunkt die Top-Story mit Bild und Grafik, darunter der Kommentar
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Die neue Eins beim Handelsblatt: Im Mittelpunkt die Top-Story mit Bild und Grafik, darunter der Kommentar
Das Handelsblatt erscheint seit heute im kompakten Tabloid-Format mit orangenem Seitenkopf. Der Verlag selbst spricht vom Relaunch der kompletten Marke, der sich auch auf das Internet und auf Mobilgeräte erstreckt. "Das neue Gesamtpaket des Handelsblatts richtet sich vor allem nach den Bedürfnissen des mobilen Entscheiders, der auf substanzielle Informationen auf allen Kanälen angewiesen ist. Ihm hilft dabei auch das neue, auf die Hälfte verkleinerte Format der gedruckten Zeitung, das im Flugzeug oder in der Bahn leichter zu lesen ist, ohne an inhaltlicher Substanz zu verlieren", schreibt Chefredakteur Bernd Ziesemer.

Tabloid-Euphorie
Die Entscheidung kommt allerdings spät: Die Tabloid-Euphorie der Branche ist längst wieder abgeklungen. In der Verlagsgruppe Handelsblatt gibt man sich jedoch alle Mühe, die Einzigartigkeit des eigenen Projektes hervorzuheben, zumal die neue Zeitung eigens geheftet und nicht nur zusammengelegt wird.

Gesteigerter Wert wird in Düsseldorf darauf gelegt, dass die geschrumpfte Ausgabe - in der Eigendarstellung "Business-Format" genannt - keine verkleinerte Papierspar-Packung ist. Im Gegenteil: Umdenken ist gefragt. Das neue Design funktioniert nicht mehr vertikal, sondern geht in die Breite; Gestaltung und thematische Aufbereitung sind auf die Doppelseite angelegt. Für Blattmacher ist durchaus eine reizvolle Herausforderung.

Zudem ist die Ressort-Aufteilung produktionsbedingt nicht mehr starr wie zuvor, sondern kann nach Themenlage und Anzeigenaufkommen flexibilisiert werden. Dem Leser fällt die Orientierung allerdings umso schwerer. Weil das Blättern und Suchen bei 64 bis 72 Seiten selbst für Entscheider ermüdend sein kann, steht auf dem Rücktitel nun ein Inhaltsverzeichnis.

Neustart ohne neuen Paid Content
Für dem mobilen Bezug auf Blackberry und iPhone stellt das Handelsblatt eigene Anwendungen bereit, und zwar kostenlos. Auch die Website bleibt, sofern keine Archivartikel abgerufen werden, kostenlos und kommt ebenfalls im neuen Design mit orangenem Kopf und nur noch zwei- statt dreispaltigem Layout. Keine neuen Bezahl-Mauern also in Sachen Paid Content.

Bei unserem Besuch nervte Handelsblatt.com allerdings dort, wo eigentlich der journalistische Aufmacher stehen müsste, mit einer über die komplette Seitenbreite laufenden Banner-Werbung. Selbst die gedruckte Ausgabe plaziert auf den ersten beiden Innenseiten statt starker Themen die Anzeige eines bayerischen Automobilherstellers. Vielleicht soll das ja signalisieren, dass die Zeitungs-Konjunktur wieder bergauf geht, nachdem die IVW-Auflagenkurve zuletzt auf 135.000 Exemplare sank.
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