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Springer vs. DuMont: Scheingefecht auf dem Berliner Zeitungs-Boulevard

Zwei Tage, nachdem Pläne des Springer-Verlags für eine Ost-Berliner Billig-Zeitung bekannt geworden waren, ist das Projekt auch schon wieder gestorben. Nach "eingehender Prüfung der wirtschaftlichen Grundlagen" habe man entschieden, einen Markttest derzeit nicht weiter zu verfolgen, heißt es in einer dürren Pressemitteilung.

Starten sollte die Zeitung schon nächste Woche; Springer wollte sie ausgerechnet "B.Z. am Abend" nennen. So hieß in der DDR jene Zeitung, die sich heute Berliner Kurier nennt und seit der Übernahme des Berliner Verlags zu DuMont Schauberg gehört. Das Kölner Verlagshaus war denn auch gar nicht amused und drohte damit, eine Woche später als Reaktion eine West-Berliner Ausgabe des Express aus dem Boden zu stampfen. Zu diesem Zeitpunkt sprach der Tagesspiegel aus dem Holtzbrinck-Verlag, dem dritten großen Player auf dem Berliner Presse-Markt, schon von einer "Zeitungs-Schlacht".

Erfahrene Zeitungskrieger
Schon einmal hatte DuMont die Herausforderung angenommen, um seinen Kölner Heimat-Turf gegen den damaligen Springer-Titel Mittag zu halten. Das war 1964, und heraus kam eben jener Express. Im sogenannten Kölner Zeitungskrieg von 1999 zogen Springer und DuMont dann Seit' an Seit' in die Abwehrschlacht gegen das Gratis-Projekt von Schibsted.

Diesmal blieb es bei einem Scheingefecht, und das ist wohl auch besser so. 60 Cent kostet die im Westen verwurzelte Stamm-B.Z.; für schlappe 40 Cent wollte Springer seine B.Z. am Abend heraus bringen - und zwar ausgerechnet in den heute als Problem-Stadtteilen geltenden Plattenbau-Bezirken Hohenschönhausen, Marzahn und Hellersdorf. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.
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