Am 4. November berichtete die Bild-Zeitung in großer Aufmachung und Empörung über eine Angeordneten-Reise "zum Feiern nach Paris", zu der angeblich der Bundestagspräsident geladen hatte. Tags darauf legte das Zentralorgan des gesunden Volkszorns nach: "Herr Thierse, sagen sie die Wahrheit", hieß es an die Adresse des SPD-Politikers. Doch vor Gericht geht die Wahrheit manchmal anders.

Zunächst untersagte das Landgericht Hamburg dem Boulevardblatt am 8. November per einstweiliger Verfügung und unter Androhung von 250.000 Euro Ordnungsgeld, Teile der Story weiter zu behaupten. Denn nicht Thierse, sondern der französische Nationalversammlungspräsident Debré hatte die deutschen Parlamentarier ins Schloss Versailles eingeladen.

Nun hat Wolfgang Thierse einen weiteren Sieg eingefahren. Wie die Frankfurter Rundschau unter Berufung auf Thierses Rechtsanwaltskanzlei berichtet, muss das Boulevardblatt in gleicher Größe und Aufmachung eine Gegendarstellung auf Seite zwei veröffentlichen. Das Ganze ist zudem auf der Titelseite anzukündigen, auf dass kein Bild-Leser diese tolle Geschichte übersieht.