Im Sommer will die Deutsche Fußball-Liga die Übertragungsrechte ab der Saison 2013/2014 versteigern und mit dem Internet als Preistreiber wieder satte Zuwächse erzielen. Der Rückschlag von 2008, als das Bundeskartellamt die Pläne der Liga und ihres Vermarkters Sirius beerdigte, zugunsten des Bezahlfernsehens die ARD-Sportschau auf den Spätabend nach 22 Uhr zu verschieben, stößt den Fußball-Managern noch immer übel auf. Statt der geplanten 500 Millionen Euro jährlich musste sich die Liga mit 412 Millionen Euro zufrieden geben.
Immerhin, das Problem mit dem Kartellwächtern ist die Liga schon einmal los. Obgleich die zentrale Vermarktung der Rechte nach Einschätzung der Behörde grundsätzlich eine wettbewerbsbeschränkende Vereinbarung darstellt, gab das Amt für die geplante Versteigerung grünes Licht.
Internet statt Free-TV
"Die zentrale Vermarktung von Medienrechten schränkt zwar den Wettbewerb zwischen den Vereinen ein. Sie bietet aber auch eine Reihe von Vorteilen und Effizienzen, da stets über die Liga als Ganzes berichtet werden kann und nicht jeder Verein einzeln über die Art und Weise der Berichterstattung über seine Spiele entscheidet", erklärte Kartellamts-Chef Andreas Mundt laut einer Pressemitteilung. "Unsere Entscheidung zielt darauf ab, diese Vorteile zugunsten der potentiellen Käufer der Rechte und damit letzten Endes auch der Verbraucher zu sichern."
Vor allem unterstützt die Behörde mit ihrem Placet die neue Sichtweise, dass die Highlight-Berichterstattung um 18.30 Uhr - Knackpunkt der Entscheidung von 2008 - nicht mehr notwendigerweise im klassischen Free-TV zu sehen sein muss. Denn die Liga sieht für die Versteigerung zwei Szenarien vor, die sich genau im Zugriffsrecht auf die erste Highlight-Berichterstattung unterscheiden: Während in der ersten Variante wie bisher zuerst das Fernsehen zum Zuge kommt, räumt das zweite Szenario dem Internet-TV den Vortritt ein.
Wachsendes Interesse von Internet-Firmen
Dahinter steht das Kalkül, dass sich immer mehr Internet-Anbieter für Fußball-Rechte interessieren. Zuletzt meldeten Portalbetreiber Yahoo sowie Vodafone ihr Interesse öffentlich an. Es geht um IP-TV, Streaming und um mobile Geräte.
Vodafone hat wie zuvor die Telekom und Alice ein eigenes IP-TV-Produkt gestartet und konkurriert so mit den Kabelnetzbetreibern. Aber auch der Fußball-Großfinanzier Sky, der bislang für die Pay-TV-Rechte stolze 215 Millionen Euro pro Jahr zahlt, ist am Internet-Fernsehen interessiert- und wäre mit Hilfe von Szenario II auch noch die lästige Sportschau-Konkurrenz im Free-TV los.
Damit dieses Internet-Szenario Erfolg hat, müssen die interessierten Unternehmen viel mehr Geld in die Hand nehmen als bisher. Im laufenden Vertrag zahlt die Telekom für die Internet-Rechte nur 25 Millionen Euro pro Jahr, während die ARD 100 Millionen auf den Tisch legt. Als Anreiz für höhere Gebote der Internet-Anbieter sieht Szenario II die früheste Fernseh-Berichterstattung erst für 21:45 Uhr vor.
Fair, transparent und diskriminierungsfrei
Anders als vor vier Jahren soll die Versteigerung diesmal ohne Ärger ablaufen. Die DFL habe sich zur Durchführung eines fairen, transparenten und diskriminierungsfreien Verfahrens verpflichtet, teilte das Bundeskartellamt mit. "Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass es hier zu Problemen kommt, werden wir darauf achten, dass diese Verpflichtungen auch einhalten werden", teilte Mundt mit. "Deshalb musste sich die DFL uns gegenüber zu einer umfassenden Dokumentierung des Vergabeprozesses verpflichten."