Michael Meier, Chefredakteur und Geschäftsführer der
Netzeitung, ist künftig auch Besitzer der einzigen reinen Internet-Tageszeitung in Deutschland mit einer eigenständigen Vollredaktion. Wie es in einer Mitteilung in eigener Sache heißt, hat die Netzeitung Beteiligungs GmbH von Maier und seinem Partner Ralf-Dieter Brunowsky das Online-
"Blatt" rückwirkend zum 1. März von der Verlagsgruppe
BertelsmannSpringer erworben. Der ehemalige
Capital-Herausgeber Brunowsky, der eine eigene
Produktionsfirma besitzt, wird ab Mai auch das Bauer-Wirtschaftsmagazin Geldidee herausgeben. Der Tagesspiegel hat ihn deshalb zum
"Profiteur der Medienkrise" gekürt.
Maiers Vision
Der Management Buyout, wie das in Brunowskys Finanzkreisen genannt wird, ist mutig, hat aber eine Vision, die der ehemalige
Stern-Chefredakteur Maier als Verfechter der Internet-Publizistik sogar nach dem Crash der New Economy unermüdlich in der Branche vertritt. Die Übernahme des unternehmerischen Risikos ist der letzte konsequente Schritt dorthin. Gegenüber der
Welt sagte Maier, dass sich die Quartalsverluste von 800.000 Euro aus dem letzten Jahr
"deutlich" verringert hätten. Den Break Even erwarte er für Mitte nächsten Jahres.
In der jüngsten Zeit hat die Netzeitung ihr Angebot um kostenpflichtige Internetdienste erweitert und die Verwertung ihrer Inhalte auf Zulieferdienste für Radiostationen erweitert. So werden die
Klassikradio-Nachrichten komplett von der Netzeitung produziert. Es wurde aber auch gespart. Aus Kostengründen bestellte man im vergangenen Jahr
dpa ab.
Drei Besitzerwechsel in zweieinhalb Jahren
In ihrer zweieinhalbjährigen Geschichte hat die Netzeitung nun ihre vierten Besitzer. Gegründet wurde sie von dem norwegischen Onlinedienst
Spray Net, der das Netzeitungs-Original
Nettavisen entwickelt hatte. Mit dem Verlauf von Spray wanderte auch die Netzeitung weiter zu
Lycos Europe. Dann wurde sie an
BertelsmannSpringer weiterverkauft. Doch auch dort kam man nicht zur Ruhe: Nur kurze Zeit später schrieb die Gütersloher Konzernmutter die angesehene Fachverlagsgruppe zum Verkauf aus.
Es wäre der Netzeitung, die
"alte" journalistische Nachrichtenstandards auf ein neues Medium zu übertragen sucht, zu wünschen, dass sie in der neuen Konstellation endlich ihr Gleichgewicht findet.