Der ZDF-Intendant, der aus dem Garten kam: Markus Schächter hört 2012 auf
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| 25.01.2011
Zwei Amtsperioden sind genug: ZDF-Intendant Markus Schächter will nach zehn Jahren die Führung der Mainzer Rundfunkanstalt abgeben. "Es ist meine persönliche Überzeugung und mein Amtsverständnis, dass Spitzenpositionen in Top-Unternehmen nur in klarer Befristung erfolgreich ausgeübt werden können", ließ der der 61-Jährige verlauten, dessen Wiederwahl nichts im Wege gestanden hätte.
Die Frage lautet nun: Wer wird nach dem 14. März 2012 auf Schächter folgen? Und leistet sich der ZDF-Fernsehrat wieder solch einen Polit-Poker wie bei seiner Wahl im Jahr 2002? Damals war Schächter nur als Kompromisslösung durchgekommen. Legendär ist die Geschichte, wie der Anruf des Wahlgremiums Schächter unverhofft während der Gartenarbeit ereilte. In insgesamt fünf Wahlgängen waren zuvor mehrere aussichtsreiche Kandidaten zwischen den roten und schwarzen Fronten der berüchtigten Freundeskreise im Fernsehrat "verbrannt" worden.
Zerreißprobe im Fall Brender
Schächter hat dann - sieben Jahre später - als Intendant eine ähnliche Zerreißprobe bestehen müssen, als Roland Koch und Konsorten im ZDF-Verwaltungsrat seinen Chefredakteur Nikolaus Brender abschossen. Nach diesem Fiasko in Sachen Staatsferne soll nun das Bundesverfassungsgericht den politischen Einfluss in den Rundfunkgremien regulieren. Rheinland-Pfalz und sein Ministerpräsident Kurt Beck, der selbst Verwaltungsrats-Chef des ZDF ist und als Mainzer Landesherr manchmal wie der Patron vom Lerchenberg wirkt, ziehen mit einem Normenkontrollantrag nach Karlsruhe - aber nicht zusammen mit Grünen und Linken, nein das doch nicht.
Haben die Politiker etwas aus diesen garstigen Affären gelernt? Roland Koch ist vorher abgetreten; Kurt Beck möchte seinen Platz im ZDF-Aufsichtsgremium - Normenkontrolle hin oder her - nicht aufgeben, wie seine politischen Gegner genüsslich feststellen. Wird ein Karlsruher Spruch in diesem Jahr die Wahl des nächsten ZDF-Intendanten beeinflussen, oder kommt der Fernsehrat mit einer Blitz-Entscheidung zuvor? Es darf spekuliert werden, ob es gut für Programmdirektor Thomas Bellut ist oder schlecht, dass er bereits als "heißer Kandidat" (FAZ) gehandelt wird.
Starke Entwicklung
Fest steht, dass Schächter in seinen zwei Amtszeiten eine starke Entwicklung aufs glatte Parkett gelegt hat - viel stärker, als sich diejenigen, die den stets etwas formalistisch wirkenden TV-Manager ins Amt hoben, vermutlich gedacht hatten. Dass er das ZDF mit Augenmaß geführt hat, dass er etwa bei der digitalen Diversifizierung des Senders klug taktiert hat, bescheinigen ihm selbst Kritiker des öffentlich-rechtlichen Systems.
Nur die Politiker und Fernsehräte, die Schächter damals aus dem Garten holten, sollten sich darauf im Nachhinein nichts einbilden.
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