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+ Dass die katholisch-konservativen Ruhr-Nachrichten (Lensing-Wolff) künftig den Dortmunder Lokalteil füllen, gilt als besonderer Treppenwitz; die Westfälische Rundschau ist traditionell SPD-nah. Die publizistische Lücke könnte eine Chance für Unternehmer-Journalisten oder Lokalblogger sein. (Update:) Tatsächlich eröffnen die Ruhrbarone einen Dortmunder Lokalteil. "Der Blog bleibt aber etwas, was wir in unserer Freizeit machen", sagte Gründer Stefan Laurien der Süddeutschen. Eine Ernst zu nehmende Konkurrenz ginge anders ran.
Alternativlose Abwicklung
Trotz aller Proteste durch Mitarbeiter, Bürger und Politiker: Die WAZ-Gruppe sieht zu der radikalen Abwicklung keine Alternative. In fünf Jahren habe das Blatt 50 Millionen Euro Verlust gemacht, die Auflage sei auf 110.000 Exemplare gesunken. In einer Pressemitteilung (PDF) wird die Entkernung als "Umstrukturierung" verkauft. "Angesichts des anhaltenden Anzeigen- und Auflagenrückgangs und der schlechten Geschäftsaussichten für das laufende Jahr" habe man jetzt handeln müssen. Ansonsten gibt man sich schmallippig. Berichterstattung in den eigenen Blättern wurde intern "aus übergeordnetem Interesse" untersagt.
Viele WR-Mitarbeiter glauben, dass die Zeitung jetzt sterben musste, weil die WAZ-Gruppe mit hohen Kreditschulden belastet ist. Grund: die Finanzierung der Übernahme der Anteils-Mehrheit rückwirkend zum 31. Dezember 2011 durch Petra Grotkamp. Die Tochter des Mit-Gründers Jakob Funke hat die Erben des anderen WAZ-Gründers Erich Brost angeblich mit 500 Millionen Euro ausbezahlt.
Dortmunder Trauer-Marsch
Die beim Versuch, die WR zu retten, stark engagierten Journalistengewerkschaften DJV und dju/Ver.di (mit Malte Hinz wurde Ende 2008 ein dju-Vorsitzender WR-Chefredakteur) haben
Das Bild, dass der einstmals als Regionalzeitungs-Krösus geltende WAZ-Konzern abgibt, spricht für sich und die gesamte Branche. Welche Zukunft soll denn ein Medium noch haben und wie oberflächlich müssen seine Leser sein, wenn es nur noch als Zombie überlebensfähig ist?