David Montgomerys börsennotierter Zeitungsholding Mecom ist nach einer Gewinnwarnung der Boden unter den Füßen weggebrochen. Analysten der Royal Bank of Scotland Montgomery hatten prognostiziert, Mecom werde einige seiner erst kürzlich erworbenen Beteiligungen wieder verkaufen müssen - angesichts der Wirtschaftslage kein gewinnträchtiger Vorschlag. Die Aktie, die im vergangenen Jahr noch bis zu 97 Pence kostete, sank daraufhin auf unter drei Pence.
Montgomerys deutsche Besitztümer - der Berliner Verlag> und die Hamburger Morgenpost - stehen (leider?) nicht auf der Verkaufsliste. Schon im Juni wurde in Berlin ein Personalabbau von 160 der 930 Stellen angekündigt. Inzwischen ist die Lage noch trüber. "Wir bleiben zuversichtlich, dass Mecoms Geschäftsmodell richtig ist und dass wir weiterhin Fortschritte machen, die Kostenbasis zu restrukturieren und neue Einnahmequellen zu erschließen", ließ Montgomery verlauten.
Drückende Kreditschulden
Die Crux von Montgomerys Geschäftsmodell ist, Zeitungen auf Pump gekauft und die Kreditschulden an sich gesunden Blättern wie der Berliner Zeitung aufgebürdet zu haben. Bei rund 300 Titeln vor allem in Nord- und Osteuropa mit einer Gesamtauflage von 30 Millionen Exemplaren hat sich Mecom auf diese Weise eingenistet. Doch seit einem Jahr stagniert das Geschäft.
Die jüngste Gewinnwarnung betraf das laufende Jahr: Wegen europaweit sinkender Werbeeinnahmen erwartet das Unternehmen für 2008 zehn Prozent weniger Gewinn. Das einzige, was derzeit bei Mecom steigt, sind die Schulden: Das Unternehmen bezifferte den Negativbetrag per 30. September auf 587 Millionen Pfund.
Angesichts dieser Zahlen höhnte der zu Holtzbrinck gehörende Berliner Tagesspiegel bereits, Montgomery sei nicht die gefürchtete Heuschrecke, sondern "ein Hamster", der "viele lange Halme raffte, die meisten davon nur anknabberte und jetzt mit Magenkrämpfen auf der Intensivstation liegt". Die Londoner Times berichtete bereits über ein Kaufangebot für die Mecom-Zeitungen in Norwegen. Das Angebot sei aber zu niedrig gewesen. Norwegen ist nach den Niederlanden der profitabelste Markt für Mongomery.
Als erstes trennte sich Mecom statt dessen von seinem Anteil an der holländischen Internet-Suchmaschine Ilocal. Das schob den Aktienkurs wieder näher an die Drei-Pence-Marke heran.