Klebrig wie Margarine: ARD gibt Boßdorf doch den Laufpass
Die ARD wird nun doch den Vertrag ihres Sportkoordinators Hagen Boßdorf nicht verlängern. Der Grund ist aber keine späte Reue über die unjournalistische Wandlung der eigenen Sportberichterstattung zum teuer bezahlten Quoten-Event samt Sponsoren-Engagement. Es geht auch nicht um Boßdorfs studentische Stasi-Kontakte. Nein, der 42-Jährige muss wegen eines Falles von Schleichwerbung im Vorabendprogramm gehen.
Angekreidet werden Boßdorf ein paar Kurzfilmchen über Nordic Walking, die kürzlich im ARD-Vorabendprogramm Werbelücken füllten. Bezahlt hatte der Diät-Margarine-Hersteller Bezel. "Gold-Rosi" Mittermaier und ihr geschäftstüchtiger Ehemann Christian Neureuther waren auch dabei beim "Becel Deutschland Walk".
Solches Sponsoring ist nach Ansicht des Senderverbundes offenbar okay. Doch sei es auch in den Filmen selbst "in einzelnen Fällen" zu so genannten Themenplacements gekommen. Das wurde Boßdorf zum Verhängnis. Zwar trage er "keine redaktionelle Verantwortung" (die lag beim produzierenden Bayerischen Rundfunk), habe aber trotzdem "die in seiner Position notwendige journalistische Professionalität vermissen lassen", teilte die ARD mit.
Nicht in die Suppe spucken lassen
Noch im September hatten die ARD-Oberen auf ihrer Sitzung in Schwerin verkündet, den am 31. März 2007 auslaufenden Vertrag mit Boßdorf zu verlängern. Dies geschah trotz der öffentlichen Kritik - oder auch gerade deswegen: In den zuweilen allzu selbstgerechten Länderanstalten lässt man sich schließlich nicht so einfach von außerhalb in die Suppe spucken.
Nun muss Boßdorf bei erster bester Gelegenheit aber doch gehen. Dazu verspricht der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber - auch er vom BR - mit dramatischer Geste, "dass der komplette Vorgang in seinen Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten vollständig aufgeklärt und dokumentiert wird". Der Vorgang wirkt klebrig wie Margarine.
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Zuletzt bearbeitet 12.10.2006 10:54 Uhr