Nach sieben Jahren wird Michael Maier die Netzeitung, die er in Berlin als Ableger des norwegischen Nettavisen selbst gründete, zum Jahresende verlassen. Der Österreicher, der als Chefredakteur, zeitweise auch Eigentümer und Geschäftsführer die einzige deutsche Internet-Vollzeitung gleichsam verkörperte, will einer Verlagsmitteilung zufolge im Februar ein mehrmonatiges Fellowship an der Harvard University antreten.
Zu diesen akademischen Ambitionen passt, dass Maier dem gerade an amerikanischen Journalistik-Instituten sehr beliebten Bürgerjournalismus unternehmerisch vebunden bleiben will: Der 48-Jährige hat die erst im Juni gegründete und seit November in Phase 2 befindliche Reader's Edition aus der Netzeitung abgekauft und dafür eine neue Firma namens Blogform Verlagsgesellschaft gegründet.
Neues Dreigestirn
Michael Angele (42) und Matthias Ehlert (39) als Chefredakteure sowie der bisherige kaufmännische Leiter Christoph Weber(43) als Geschäftsführer sollen Maier nun bei der Netzeitung ersetzen. Angele arbeitete bisher als Feuilleton-Redakteur und Altpapier-Autor für die Netzeitung. Ehlert war zuletzt in der Entwicklungsredaktion für das deutschsprachige Vanity Fair und davor unter anderem als Blattmacher der von der FAZ eingestellten Berliner Seiten tätig.
Maiers Abgang kommt just zu einem Zeitpunkt, da die großen deutschen Verlagshäuser verstärkt in ihre Online-Projekte investieren. Das künftige Engagement der gewiss kapitalkräftigen norwegischen Orkla Group, der die Netzeitung seit 2005 gehört, liegt indes im Ungewissen.
Bereits im Sommer verkaufte der Mischkonzern seine Media-Sparte an die Beteiligungsgesellschaft Mecom des Briten David Montgomery (u.a. Berliner Zeitung). Beim Mutterkonzern Orkla verblieben ein paar versprengte deutsche Besitztümer, neben der Netzeitung etwa der alteingesessene IT-Dienst Golem.de oder der Berliner Radiosender Motor FM. Sie alle stehen nun wohl mal wieder zum Verkauf.