Ohne viel Getöse hat die Financial Times Deutschland auf ihrer Website ein sogenanntes Freemium-Modell eingeführt. Inhalte, die "entweder auf tiefgründigem Fachwissen oder einer aufwendigen Recherche" (Chefredakteur Steffen Klusmann) basieren, kosten nunmehr Geld, und zwar nicht gerade wenig. Die gute oder auch schlechte Nachricht - wie man's nimmt - lautet: Nur wenige Artikel sind offenbar so tiefgründig und aufwendig, dass sie hinter der - übrigens auch für Google undurchlässigen - Bezahlschranke stehen.
Für 2,20 Euro wird ein Tageszugang über die Dienstleister Click & Buy oder T-Pay angeboten, der auch E-Paper und Archiv umfasst, aber laut der nicht besonders aussagekräftigen Beschreibung auf "10 kostenpflichtige Produkte" beschränkt ist. In "wenigen Tagen", so stellt eine nachgeschobene Pressemitteilung von Gruner+Jahr in Aussicht, wird ein unbeschränkter Tagespass für 2,50 Euro erhältlich sein. Das digitale Monatsabo inklusive App ist mit 24,90 Euro ausgepreist (die ersten vier Monate sind zum Test kostenlos). Abonnenten der Printausgabe haben ebenfalls Zugriff.
Man muss auf der Website aber lange suchen, um einen der mit einem unauffälligen Euro-Zeichen markierten Beiträge zu finden, wenn man den auf der Homepage nicht besonders prominent platzierten FTD-Premium-Kasten verpasst hat. Die Übersichtsseite für die Premium-Beiträge listet seit dem Start am 8. Mai pro Tag bislang nur etwa ein halbes Dutzende Artikel. Alles andere ist weiterhin kostenlos.
Kassieren in der Finanzwelt
Am Freemium-Mix aus freien und kostenpflichtigen Inhalten versucht sich hierzulande schon Axel Springer beim Hamburger Abendblatt und der Berliner Morgenpost. Anders als Regionalzeitungen gelten Finanztitel dank ihrer Zielgruppe allerdings als aussichtsreichere Kandidaten. Sowohl die britische Financial Times als auch das Wall Street Journal kassieren seit Jahren bei ihren Kunden aus der Finanzwelt für den Online-Zugriff. Beim deutschen Konkurrenten Handelsblatt ist die Website mit Ausnahme des Archives komplett kostenfrei.
Für FTD-Chefredakteur Klusmann ist mit diesem Vorstoß nur "ein erster wichtiger Schritt hin zur Etablierung einer Bezahlschranke für hochwertige Inhalte der FTD in der digitalen Welt" getan. "Den nächsten großen Ausbauschritt werden wir nach der Einführung unseres neuen Redaktionssystems machen können". Auch andere G+J-Wirtschaftstitel könnten künftig mit Paid content aufwarten.