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Das Presseausweis-Monopol bröckelt
Redaktion vom 24.11.2005 18:12 Uhr
 
Auf ihrer Tagung am 8./9. Dezember wird die Innenministerkonferenz der Länder sich mit den Folgen eines Gerichtsurteils beschäftigen, das auch anderen als den etablierten Journalisten-Verbänden die Herausgabe eines Presseausweises erlaubt.[...]
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Presseausweis auch ohne Verbands-Mitgliedschaft
Gast, Gast, vom 02.12.2005 12:06 Uhr
 
Bei der Diskussion um den (fälschlicherweise) so genannten "offiziellen" Presseausweis fehlt mir der Hinweis, dass ein solcher von den vier ausstellungsberechtigten Verbänden auch an Nichtmitglieder ausgestellt werden muss, sofern der Nachweis einer hauptberuflich journalistischen Tätigkeit erbracht wird. Niemand wird also gezwungen, beispielsweise in eine "Gewerkschaft" einzutreten, obwohl er freiberuflich (unternehmerisch) tätig ist. Die Ausstellung eines Presseausweises ohne Mitgliedschaft kostet einheitlich 50 Euro. Billiger kann man einen Presseausweis auch nicht bei einer anderen Organisation "erwerben". Für Möchtegern-Journalisten kann es jedoch unter Umständen dort leichter sein, den journalistischen Status gegen Geld bestätigt zu bekommen als etwa beim DJV - obwohl auch in den klassischen Journalisten-Verbänden sicherlich hunderte, wenn nicht tausende Nicht-Journalisten Etikettenschwindel betreiben können. Dies weniger aufgrund bewusster Neuaufnahme nicht-journalistischer Mitglieder, sondern in den meisten Fällen durch die fehlende regelmäßige Überprüfung langjähriger Beitragszahler. Gerade in medienpolitischen Umbruchzeiten wie dieser sind Wechsel in branchenfremde Berufe an der Tagesordnung - der Presseausweis wird aber oft genug nicht zurückgegeben, schließlich bietet er doch hin und wieder Vorteile für den Inhaber.
Wenn man in den Journalistenverbänden nun dafür wirbt (was ich im BJV jahrelang leider vergeblich versucht habe), die regelmäßige Überprüfung ALLER Mitglieder zur Norm zu machen, stößt man auf taube Ohren und immense Widerstände. Das ist sicherlich nicht verwunderlich, da man in diesem Fall ja auch den Bock zum Gärtner machen würde. Schließlich finanzieren die "Karteileichen" zu einem nicht unerheblichen Teil die (vornehmlich) gewerkschaftliche Tätigkeit der Verbände. Das Bewusstsein, dass der Wert des Presseausweises als Dokument darunter leidet, hat sich leider in den Verbandsspitzen, denen es eher um die Sicherung der (Beitrags)-Pfründe geht, noch nicht durchgesetzt. Für den DJV kann es deshalb meines Erachtens schon bald ein böses Erwachen geben - nämlich dann, wenn es - wie vor etlichen Jahren Freelens bei den Fotografen - einem Freien-Verband gelingt, neben dem Presseausweis mit einem interessanten Angebot für selbstständige Unternehmer und einem erheblich niedrigeren Mitgliedsbeitrag die freiberuflich tätigen Journalisten zu einem Übertritt zu bewegen. Gut die Hälfte aller Mitglieder zu verlieren - das wäre der Super-GAU des DJV.
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Re.: Presseausweis auch ohne Verbands-Mitgliedschaft
Bergmann, Gast, vom 30.12.2005 14:28 Uhr
 
Leuchtet mir ein, diese nüchterne Argumentation. Nur wie kommen wir da raus, dass die einen (Journalistenverbände) womöglich wegen ihrer Mitgliederkartei, die anderen (künftige Drittanbieter) wegen des Geschäfts mit Presseausweisen um sich werfen? Es soll ja Leute geben, die solch einen Ausweis wirklich für die Arbeit und nicht für Rabatte brauchen.
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Re.: Presseausweis auch ohne Verbands-Mitgliedschaft
Ernst Freund, Gast, vom 04.05.2006 21:46 Uhr
 
Habe ein Buch geschrieben über gefakte Presseausweise, weiß aber immer noch nicht, ob das eine Straftat (etwa Urkundenfälschung) ist oder nicht. Und ob Hausfriedensbruch, Leistungserschleichung, Betrug? Wenn man eine Presseausweis erfindet (der von der IMK ist ja auch von einem schlechten Grafiker kreiert) und dazu behauptet, fleißig zu schreiben, es im Ernstfall auch tut, niemandem ein Schaden entsteht außer dem entgangenen Eintrittsgeld (jetzt bei der WM 2006 für Profis kein Problem, umsonst reinzukommen), dann ist das im Grunde doch alles nur Satire. Oder?
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Re.: Presseausweis auch ohne Verbands-Mitgliedschaft
Dirk Schmidtke vom 05.05.2006 17:05 Uhr
 
Presseausweis faken/fälschen oder erfinden sind zwei Paar Schuhe. Wer den "amtlichen" Presseausweis kopiert, ist ein Fälscher und mag dafür belangt werden. Aber wozu fälschen? Jeder darf seinen Presseausweis erfinden - solange er jemanden findet, der ihn dann anerkennt.

>und dazu behauptet, fleißig zu schreiben, es im Ernstfall auch tut, niemandem ein Schaden entsteht außer dem entgangenen Eintrittsgeld (jetzt bei der WM 2006 für Profis kein Problem, umsonst reinzukommen), dann ist das im Grunde doch alles nur Satire.

Aber, aber, wer macht denn solche unschickliche Dinge mit seinem Presseausweis?

PS. Bei der WM 2006 kommen übrigens auch echt arbeitende Kollegen nicht rein, trotz Presseausweis
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Nachtrag: Innenminister haben noch nichts beschlossen
Dirk Schmidtke vom 20.12.2005 12:21 Uhr
 
Die Innenminister haben das Thema auf ihrer Dezember-Konferenz wieder an ihre Referenten zurückverwiesen. Eine Entscheidung über die künftige behördliche Anerkennung von Presseausweisen wird es also erst 2006 geben. Dann liegt der IMK-Vorsitz übrigens in Bayern.
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