Die Redaktion der Berliner Zeitung hat wieder einmal einen Offenen Brief geschrieben. Unterschrieben ist er mit "freundlichen Grüßen", und der Inhalt liest sich so, als ob sich die Journalisten, die einst der britischen "Heuschrecke" Montgomery die Zähne zeigten und von der Übernahme durch das Kölner Zeitungshaus DuMont Schauberg schnell desillusioniert wurden, bei allen Protesten nach etwas Harmonie sehnten.
Erneut geben die Redakteure der Sorge um die Identität ihrer Zeitung Ausdruck, und es stimmt ja: Die Berliner ist (immer noch) anders als die anderen DuMont-Abotitel, als die Frankfurter Rundschau, die Mitteldeutsche Zeitung oder der Kölner Stadt-Anzeiger. Wieder warnen sie vor der Bildung von Redaktions-Pools, aber das eigene Wissenschafts-Ressort hat das Hauptstadt-Blatt bereits verloren.
Halbherzige Ablehnung
Nur noch halbherzig wird der Austausch von Texten abgelehnt. Im August, als die Redaktion nach Bekanntwerden der Pool-Pläne des Verlags auch einen Offenen Brief verfasste, wurde die Syndication kurzzeitig aufgekündigt; jetzt wird eingeräumt, der Artikelaustausch könne bei einzelnen Fällen oder Ereignissen auch sinnvoll sein. Nur müssten die Chancen des Austauschs besser genutzt und die aufgeworfenen Probleme gelöst werden. Unter diesen Voraussetzungen "begrüßt" die Redaktion "die Zusammenarbeit im Verlag über Blattgrenzen hinweg."
Vielleicht wissen die Herausgeber diese Einsicht in die Notwendigkeit ja zu würdigen, vielleicht auch nicht. Vater und Sohn Neven DuMont meldeten sich jüngst in ihren Blättern zu Wort, aber ihre Editorials über die Zukunft der Zeitungen machten einen derangierten Eindruck.
Notwendig wären bei der Berliner Zeitung allerdings auch Investitionen in die Technik und den Online-Auftritt, ein Nachholbedarf, der seit Montgomery existiert. Auch Volontäre sollen wieder ausgebildet werden. Zudem "hofft die Redaktion auf den baldigen Abschluss einer Vergütungsvereinbarung für die Mehrfachnutzung von Texten, Grafiken oder Fotos". Schöne Wünsche, für die vielleicht weitere offene Briefe geschrieben werden müssen.