Protestbrief aus Berlin: DuMont plant Redaktions-Pools
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| 25.08.2009 Update: 25.08.2009
Sieben Monate nach dem fluchtartigen Abschied des David Montgomery läuten bei der Berliner Zeitung wieder die Alarmglocken. Grund sind die Pläne des neuen Hausherren M. DuMont Schauberg, einzelne Ressorts in Schreiber-Pools zu zentralisieren. So soll die Politik künftig naheliegenderweise aus Berlin und die Wirtschaft aus Frankfurt kommen.
Junior-Chef Konstantin Neven DuMont sprach allerdings gegenüber der Süddeutschen Zeitung nur von "Vorschlägen", die mit den Redaktionen diskutiert werden sollen. Einen einheitlichen Mantel werde es nicht geben. Nicht mehr diskutabel ist dagegen, dass die Wissenschaft künftig in Frankfurt und der Medienteil in Berlin produziert werden. "Wir wollten diesen Wandel eigentlich geräuschloser gestalten", sagte DuMont der SZ.
In Berlin muss die Kölner Botschaft allerdings anders angekommen sein. "Eine Berliner Zeitung ohne eigenes, in die Redaktion integriertes Bundesbüro, ohne komplettes Wirtschaftsressort und eigenen Wissenschaftsteil ist undenkbar - ebenso wie Frankfurter Rundschau, Kölner Stadtanzeiger oder Mitteldeutsche Zeitung ohne unabhängige Politikberichterstattung", heißt es in einem offenen Brief, den die Redaktionsversammlung gemeinsam verabschiedete.
Die Zähne gezeigt
In dem Brief zeigen die Berliner den neuen Herren zum ersten Mal die Zähne: Ab sofort, so heißt es im Text, werde die verlagsinterne "Syndication" von Texten und Grafiken ausgesetzt. "Mit unserer Bereitschaft zum Austausch haben wir die Hand gereicht; den ganzen Arm wollen wir uns nicht nehmen lassen." Es habe sich gezeigt, dass die beteiligten Blätter sehr unterschiedliche Erwartungen an Texte und Grafiken hätten: "Die Grenzen einer Kooperation sind bereits daran erkennbar geworden."
Formal beruft man sich in Berlin auf das noch unter Montgomery verabschiedet Redaktionsstatut. Demnach ist die Berliner Zeitung eine "Autorenzeitung mit Vollredaktion". Dieses Statut habe auch DuMont anerkannt und sich zur Fortentwicklung der Zeitung verpflichtet.
Alles andere als unerwartet
Die Kölner Synergie-Pläne kommen jedoch alles andere als unerwartet. Überraschender war schon die lange - teils dem Verkaufsprozess geschuldete - Karenzzeit, die sich DuMont Schauberg bei der Eingliederung der Berliner Verlages genehmigte. Chefredakteur Uwe Vorkötter, der als Montgomery-Widerständler von Berlin nach Frankfurt wechselte, scheint ganz auf Kurs der neuen Verleger zu segeln.
Die Frage wird nun sein, ob sich bei der traditionell linksliberalen und gewerkschaftsnahen Frankfurter Rundschau ebenfalls Widerstand regt. Immerhin gibt es zwischen beiden Blättern eine gewisse Rivalität um die Rolle der Nummer eins im Verlag. Vielleicht schweißt ja zusammen, dass DuMont sie nun gemeinsam bluten lassen will.
Aus Sicht der Kölner macht das Pooling wirtschaftlich durchaus Sinn. Zunächst war nur von Synergien die Rede - jetzt droht auch der Wegfall von Arbeitsplätzen. Die Gewerkschaft Ver.di sieht "umfangreiche Kostensenkungsprogramme in den verschiedenen Verlagsbereichen und Standorten des Konzerns" heraufziehen. Dass auch Montgomery solche Zusammenlegungen anstrebte, aber mangels Masse in Deutschland niemals umsetzen konnte, ist die Ironie der Geschichte. Die "Heuschrecke" wurde vertrieben. Bei DuMont geht es zwar gediegener zu. Aber die Ziele sind die gleichen.
Junior-Chef Konstantin Neven DuMont sprach allerdings gegenüber der Süddeutschen Zeitung nur von "Vorschlägen", die mit den Redaktionen diskutiert werden sollen. Einen einheitlichen Mantel werde es nicht geben. Nicht mehr diskutabel ist dagegen, dass die Wissenschaft künftig in Frankfurt und der Medienteil in Berlin produziert werden. "Wir wollten diesen Wandel eigentlich geräuschloser gestalten", sagte DuMont der SZ.
In Berlin muss die Kölner Botschaft allerdings anders angekommen sein. "Eine Berliner Zeitung ohne eigenes, in die Redaktion integriertes Bundesbüro, ohne komplettes Wirtschaftsressort und eigenen Wissenschaftsteil ist undenkbar - ebenso wie Frankfurter Rundschau, Kölner Stadtanzeiger oder Mitteldeutsche Zeitung ohne unabhängige Politikberichterstattung", heißt es in einem offenen Brief, den die Redaktionsversammlung gemeinsam verabschiedete.
Die Zähne gezeigt
In dem Brief zeigen die Berliner den neuen Herren zum ersten Mal die Zähne: Ab sofort, so heißt es im Text, werde die verlagsinterne "Syndication" von Texten und Grafiken ausgesetzt. "Mit unserer Bereitschaft zum Austausch haben wir die Hand gereicht; den ganzen Arm wollen wir uns nicht nehmen lassen." Es habe sich gezeigt, dass die beteiligten Blätter sehr unterschiedliche Erwartungen an Texte und Grafiken hätten: "Die Grenzen einer Kooperation sind bereits daran erkennbar geworden."
Formal beruft man sich in Berlin auf das noch unter Montgomery verabschiedet Redaktionsstatut. Demnach ist die Berliner Zeitung eine "Autorenzeitung mit Vollredaktion". Dieses Statut habe auch DuMont anerkannt und sich zur Fortentwicklung der Zeitung verpflichtet.
Alles andere als unerwartet
Die Kölner Synergie-Pläne kommen jedoch alles andere als unerwartet. Überraschender war schon die lange - teils dem Verkaufsprozess geschuldete - Karenzzeit, die sich DuMont Schauberg bei der Eingliederung der Berliner Verlages genehmigte. Chefredakteur Uwe Vorkötter, der als Montgomery-Widerständler von Berlin nach Frankfurt wechselte, scheint ganz auf Kurs der neuen Verleger zu segeln.
Die Frage wird nun sein, ob sich bei der traditionell linksliberalen und gewerkschaftsnahen Frankfurter Rundschau ebenfalls Widerstand regt. Immerhin gibt es zwischen beiden Blättern eine gewisse Rivalität um die Rolle der Nummer eins im Verlag. Vielleicht schweißt ja zusammen, dass DuMont sie nun gemeinsam bluten lassen will.
Aus Sicht der Kölner macht das Pooling wirtschaftlich durchaus Sinn. Zunächst war nur von Synergien die Rede - jetzt droht auch der Wegfall von Arbeitsplätzen. Die Gewerkschaft Ver.di sieht "umfangreiche Kostensenkungsprogramme in den verschiedenen Verlagsbereichen und Standorten des Konzerns" heraufziehen. Dass auch Montgomery solche Zusammenlegungen anstrebte, aber mangels Masse in Deutschland niemals umsetzen konnte, ist die Ironie der Geschichte. Die "Heuschrecke" wurde vertrieben. Bei DuMont geht es zwar gediegener zu. Aber die Ziele sind die gleichen.
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