Warum hat Holtzbrinck nicht an DuMont verkauft?

Nach erheblichem Widerstand ist der Verkauf des Berliner Verlages an britisch-amerikanische Finanzinvestoren schlussendlich ganz problemlos durchgegangen. Doch der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg, der vergeblich mitgeboten hatte, will sich damit noch nicht abfinden. In einer Mitteilung widerspricht das Zeitungshaus der Darstellung von Verkäufer Holtzbrinck, DuMont habe sein Interesse zu spät angemeldet.

Die Kölner Darstellung: Seit "deutlich mehr als einem Jahr" habe es "intensive Gespräche mit Holtzbrinck über den Verkauf eines Berliner Verlages" - also des Tagesspiegels oder der Berliner Zeitung - gegeben. Im Juni 2005 hätten "Finanzexperten beider Häuser" Bewertungskriterien für den Berliner Verlag aufgestellt. Danach wollte DuMont 168 Millionen Euro zahlen.

Am 19. Oktober stockte DuMont sogar auf 175 Millionen Euro auf. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings schon bekannt, dass Holtzbrinck exklusiv mit Mecom, VSS (und der kurzfristig ausgescherten 3i) verhandelte. "Bis zuletzt hatte Holtzbrinck in Gesprächen mit unseren Haus den Eindruck vermittelt, dass MDS im Falle eines Verkaufs selbstverständlich und bevorzugt an Bietergesprächen teilnehmen würde", heißt es nun aus Köln.

Im Lichte dieser Darstellung fragt es sich, warum das Holtzbrinck-Management so gehandelt hat. Wollten sich die Stuttgarter keinen Konkurrenzverlag nach Berlin holen? Herrschte gar, wie die enttäuschte Belegschaft des Berliner Verlages argwöhnte, in Stuttgart das Kalkül, die Finanzinvestoren würden den Berliner Verlag, nunmehr wieder ein Konkurrent des Tagesspiegels, kaputt sparen oder zerlegen?

Als Erklärung ausscheiden dürfte wohl, dass Holtzbrincks Zeitungs-Geschäftsführer Michael Grabner als Österreicher den rheinischen Zungenschlag missverstanden hat. Gerade Grabner äußerte in den letzten Tagen mehrfach, DuMont sei zu spät dran gewesen. Dazu die Kölner: "Falsches wird nicht dadurch richtig, daß man es ständig wiederholt."
Zuletzt bearbeitet 01.11.2005 19:31 Uhr