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Zitiert: Jeder, auch Guttenberg, will Nutzen aus einem Interview ziehen

"Wie viele andere Medien auch hat die ZEIT deswegen in den vergangenen Monaten versucht, ein Gespräch mit Guttenberg zu führen, vergeblich. Es war dann der Verleger Manuel Herder aus Freiburg, von dem Anfang Oktober die Idee ausging, ein Gesprächsbuch herauszugeben. Ich kannte Guttenberg bis dahin persönlich nur flüchtig. Unter zwei Bedingungen habe ich Herders Vorschlag, das Interview zu führen, zugestimmt: dass es bei den politischen Themen keine inhaltliche Beschränkung geben dürfe und dass ein Vorabdruck in der ZEIT stattfindet – dem wichtigsten Motiv, mich auf das Projekt einzulassen.

Im Prinzip versucht natürlich jeder, der sich einem Interview stellt, einen Nutzen aus dem Gespräch zu ziehen. Mit Sicherheit ist das auch die Absicht von Karl-Theodor zu Guttenberg gewesen. Dagegen hat ein Journalist nur ein einziges, aber wirkungsvolles Mittel: journalistische Distanz, die kritische Frage."


Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo verteidigt sich und sein Blatt vor dem Vorwurf, als Steigbügelhalter für das Comeback des Dissertations-Plagiators Guttenberg gedient zu haben.
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Übrigens wollen nicht nur die Interviewten, sondern auch der Fragesteller und die Medien, die solch ein Interview publizieren, davon profitieren. Wühlt man sich durch die negativen Reaktionen der Leser ("Selten hat eine Geschichte in der ZEIT ein so großes Echo ausgelöst", heißt es vorsichtig ausgedrückt bei di Lorenzo), dann ist dieses Kalkül für die Wochenzeitung nicht aufgegangen, und auch dem Ruf di Lorenzos als kritischer Journalist scheint es nicht zuträglich gewesen zu sein.
Zuletzt bearbeitet 02.12.2011 12:39 Uhr
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