Die taz hat nach zweimonatiger Beta-Phase, in der die alte und die neue Website nebeneinander existierten, nun komplett auf ihr neues Webdesign umgestellt. Die taz-Entwickler haben kräftig am Rad gedreht: Wer die Homepage herunterscrollt, bemerkt schnell das Eigenleben, das Hauptnavigation, Binnennavigation und Ressort-Teaser entwickeln. Da wird kräftig Gebrauch gemacht von per Javascript animierten Scroll- und Aufklapper-Effekten. Einzelne Inhalte bleiben im Seitenfluss stehen und scrollen dann doch noch aus dem Blickfeld. Bei aller Dynamik haben die Entwickler nur vergessen, dass "beta" aus dem Title-Tag zu entfernen.
Viele, viele Megabytes
Wer die Homepage herunterscrollt, merkt auch, das die Seite sehr lang läuft. 4,5 Megabyte an HTML, Bildern, Scripten und anderen Ressourcen werden bei unserem Besuch geladen. Das ist nichts für schwache Leitungen. Zum Vergleich: Die gestalterisch viel luftiger und deshalb auch übersichtlicher wirkende Homepage Sueddeutsche.de kommt auf 1,3 Megabyte. Wie die Münchner binden auch die Tazler aus Berlin eigene Web-Fonts ein - das macht die Website typografisch eigenständig.
Wozu dient nun der ganze Scroll-Zauber? Er setzt die einzelnen Ressorts und damit die Inhalte der Online-Ausgabe ausführlich in Szene. Dazu braucht es allerdings den Langmut der Nutzer - sie müssen auf der Homepage und den ähnlich aufgegliederten Ressortseiten wirklich so weit herunterscrollen.
Nur für den Desktop-Browser
Bei aller moderner Web-Technologie: Responsiv - noch so ein Buzzword aus dem modernen Webdesign - ist die mit openNewspaper, einer Erweiterung des bekannten Content-Management-Systems Typo3, produzierte taz-Website aber nicht. Auf einem Smartphone macht die Zwei-/Drei-Spalten-Optik keinen Spaß.
Man kann sich natürlich darüber streiten, ob eine responsive Website - eine Website, die sich der jeweiligen Plattform des Betrachters abgepasst intelligent reformatiert - oder eine separate mobile Website den Königsweg bedeutet. Bei taz.de wird diese Frage nicht gestellt; das Design ist von vornherein ganz auf den Desktop-Browser zugeschnitten. Das könnte sich angesichts der wachsenden Zahl mobiler Internet-Nutzer als Versäumnis herausstellen.