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Regionalzeitungs-Ausstieg auf Raten: Holtzbrinck verkauft Main-Post

So sieht das Logo einer expandierenden Mediengruppe aus
So sieht das Logo einer expandierenden Mediengruppe aus
Seit Springer sich Anfang 2009 in einem Schlag von seinen Regionalzeitungen mit Ausnahme des Hamburger Abendblattes und der Berliner Morgenpost getrennt hatte, herrschte auf dem deutschen Pressemarkt trügerische Ruhe. Doch damit ist es nun vorbei. Kurz vor Weihnachten hat Holtzbrinck den Verkauf der Main-Post an die Mediengruppe Pressedruck (Augsburger Allgemeine) bekannt gegeben - Teil eines Zeitungs-Ausstiegs auf Raten.

Satte 120 bis 150 Millionen Euro, so wird kolportiert, ist der Deal wert, der noch vom Bundeskartellamt abgesegnet werden muss. Mit den Wettbewerbshütern hat Holtzbrinck als Käufer allerdings negative Erfahrungen gemacht: 2004 verbot das Amt der Stuttgarter Verlagsgruppe, damals auch im Besitz des Tagesspiegels, die Übernahme der Berliner Zeitung.

Drittgrößtes deutsches Regionalblatt
So heikel ist das jüngste Geschäft nicht. Allerdings geht es auch nicht gerade um kleine Fische: Mit 328.000 Exemplaren Gesamtauflage - die Allgäuer Zeitung, an der die Mediengruppe Pressedruck zu 50 Prozent beteiligt ist, eingerechnet - sieht sich die Augsburger Allgemeine als drittgrößtes deutsches Regionalblatt hinter WAZ und Rheinischer Post. Die Main-Post liefert laut IVW eine verkaufte Auflage von 128.000 hinzu.

Mit der Übernahme würde die Mediengruppe Pressedruck ihr Verbreitungsgebiet mit einer Lücke in Mittelfranken nach Norden ausdehnen, und die Zeitungslandschaft in Bayern droht wieder etwas eintöniger zu werden. In einem selten ausführlichen Interview der Main-Post kündigten die Augsburger Verleger das an, was Verleger heutzutage immer ankündigen: Synergieeffekte sollen ausgeschöpft, aber "das jeweils eigenständige regionale Profil [...] als besondere Stärke beider Zeitungen" gewahrt werden.

Zeitungen kein Kerngeschäft mehr
Während sie in Augsburg an einem neuen Regionalverlags-Riesen bauen, gehören für Stefan von Holzbrinck, der 2007 mit der Übernahme der VZ-Netzwerke Schlagzeilen machte, Zeitungen nicht mehr zum Kerngeschäft. "Wir haben entschieden, uns stärker auf die Bereiche Bildung und Wissenschaft, den Buchbereich und das Internetgeschäft zu fokussieren", sagte er. Schon vor zwei Jahren hatte er seinem älteren Halbbruder Dieter, dem damit so etwas wie das Comeback des Jahres glückte, die Verlagsgruppe Handelsblatt, den Tagesspiegel und die Hälfte der Zeit verkauft.

Was bleibt? Übrig sind nach dem Verkauf der Main-Post noch der Südkurier in Konstanz und die Beteiligung an der Saarbrücker Zeitung, zu der auch Trierischer Volksfreund und Pfälzischer Merkur sowie die Lausitzer Rundschau im fernen Cottbus gehören. An dem 56,1-Prozent-Anteilspaket soll laut Kontakter die Rheinische Post interessiert sein.

Derzeit gebe es keine Verkaufsgespräche, sagt dagegen Stefan von Holtzbrinck. "Wenn auch auf kleinerem Niveau - wir werden auch ein Zeitungshaus bleiben". Dann wäre der jüngere der Holtzbrinck-Brüder allerdings der einzige Verleger weit und breit, für den weniger Titel mehr sind.
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