Murdoch, Google und eine Lektion für das Leistungsschutzrecht

Einlasskontrolle für die Paywall der London Times (Screenshot von 2010)
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Einlasskontrolle für die Paywall der London Times (Screenshot von 2010)
In Deutschland wird bekanntlich derzeit über die Einführung eines Leistungsschutzrechtes für Presseverlage gestritten. So wie vom Bundeskabinett beschlossen, könnte es dazu führen, dass die Suchmaschine Google (und nicht nur sie) für die Nutzung sogenannnter Snippets von Verlags-Angeboten Lizenzgebühren zahlen muss.

Schon 2009 mokierte sich Grossverleger Hubert Burda darüber, dass die "Killerapplikation" Google durch Werbung an der Auswertung von Verlags-Inhalten verdiene, "ohne selbst in teuren Journalismus zu investieren". Andererseits führt Google den Verlags-Websites viele Besucher zu, wofür wiederum die Verlage nicht zahlen. Käme nun das Leistungsschutzrecht, könnte Google, statt zu zahlen, die Verlags-Angebote aus seinem Index nehmen, worauf die Verleger, wie Springer-Mann Christoph Keese bereits angedroht hat, mit einer Wettbewerbsklage antworten könnten.

Warum so kompliziert?
Man sieht: Dieses Gesetz, dessen Umsetzung von Seiten des Bundesjustizministeriums recht lustlos betrieben wird, ist ein elender Verhau aus Eventualitäten und Möglichkeiten. Doch warum so kompliziert, wenn es auch einfach geht? Medien-Urgestein Rupert Murdoch hat's vorgemacht. Der Herrscher über das News-Corp-Reich regte sich nicht nur über den "Parasiten" Google auf; er schritt schon 2010 schneidig zur Tat.

Seine britischen Qualitätsblätter, allen voran die altehrwürdige Times aus London, ließ er - bis auf die Übersichtsseiten der Ressorts - aus Googles Index (und dem anderer Suchmaschinen) austragen und von einer Paywall einfrieden, auf dass die gierige Datenkrake und das ganze Kostenlos-Internet draußen blieben. Wie man Google ganz ohne Leistungsschutzrecht in Schach halten kann, hätten die deutschen Verlage von Mr. Murdoch lernen können.

Ohne Google geht es nicht
Immerhin funktionierte diese Abgrenzungsstrategie offenbar so gut, dass der alte Murdoch nun, zwei Jahre später, eine neue Lektion parat hat: Seine Zeitungen sollen nämlich wieder zurück in den Index des Parasiten. Ohne Google geht es nicht. "Dieser Schritt kommt angesichts von Befürchtungen, dass die Ausgrenzung der Zeitungen deren Einfluss beschneidet und die Werbeeinnahmen senkt. Insidern zufolge sei die Änderung eine 'Marketing-Manöver'", berichtet das Konkurrenzblatt Daily Telegraph.

Murdoch zeigt also Reue. Konsequenterweise möchten seine Manager die Paywall, die der Times laut Paid Content seit Juni 2010 130.000 Digital-Abonnements gebracht hat, zwar nicht abreißen, aber sie wollen mit Hilfe von Google neue Kunden finden und die Seitenabrufe ankurbeln. Ob dieser Spagat funktioniert, ist allerdings zweifelhaft. Denn Google und alle Besucher sollen ab nächsten Monat nur kurze Anrisstexte der Artikel zu sehen bekommen, nicht mehr als zwei Sätze.

Anders handhabt dies etwa die ebenfalls kostenpflichtige New York Times. Deren durchlässige Paywall gibt Google komplette Artikel zum indexieren; Gelegenheits-Besucher können jeden Monat ein paar Artikel komplett kostenfrei lesen, bevor die Bezahlschranke heruntergeht.

Aus Mangel an Inhalt
Murdochs geplante Anrisstexte dürften dagegen mangels Inhalt weder von Googles Algorithmen mit hohen Rankings belohnt werden, noch sollten sie Nutzer zum häufigen Klicken anstiften, denn hinter dem Klick kommt ja (so gut wie) nichts. Im Ergebnis, so steht zu befürchten, wird die Times in den Suchtrefferlisten fast genauso unsichtbar sein wie in den letzten zwei Jahren.

Murdoch dürfte sich das ganz anders gedacht haben. Aber anders als die deutschen Verleger hat er es wenigstens versucht; er hat sich mit Google angelegt, aus eigener Kraft, ohne zweifelhafte Hilfe vom Gesetzgeber.