Er wird es wenigstens probiert haben: Murdoch baut im Juni eine Paywall um die "Times"
Artikel
| 27.03.2010
Rupert Murdoch macht endlich Ernst mit dem Paid Content: Ab Juni werden die dann neu gestalteten Websites der Londoner Times und der Sunday Times eine Paywall, eine Bezahlmauer, erhalten. Nach einer Schnupperphase wird der Eintritt dann ein Pfund pro Tag oder zwei Pfund pro Woche kosten. Ein Monats-Abo fehlt in der Preview-Version. Print-Abonnenten zahlen nicht drauf. Als nächstes sollen auch Murdochs Krawallblätter Sun und News of the World kostenpflichtig werden.
Für die täglich 1,22 Millionen Nutzer (Stand: Februar) der beiden Times-Websites ist dieser lang angekündigte Schritt kein Grund zur Freude. Dafür reiben sich die Advokaten des freien Internet die Hände: Sie glauben, dass der von seinem Biografen Michael Wolff als sturköpfiger Internet-Analphabet beschriebene Murdoch sich damit sein eigenes Grab schaufelt.
Ausgetrocknete Bestie
Für den New Yorker Medienprofessor Jeff Jarvis stellt Murdoch mit seiner pathetic paywall unter Beweis, dass er weder Vorstellungen über den Ausbau des Anzeigengeschäfts noch eine Ahnung von Leserbindung hat. "Statt dessen wird Murdoch seine Cash Cow Pfund für Pfund melken und seine Kinder mit einer ausgetrockneten, toten Bestie zurücklassen: Die Überreste seines einstmals stolzen, wenn nicht gar großen Zeitungs-Reiches."
Große Worte. Tatsächlich droht der Times ein Verlust vieler Nutzer, die sich dann lieber der freien Konkurrenz zuwenden. Zudem wird sich die traditionsreiche Marke online aus der "Link-Ökonomie" ausklinken. Denn hinter eine Bezahlmauer führen keine Links mehr, sofern keine Löcher wie für die Suchmaschine Google gebohrt werden. Das ist die große Schwäche an Murdochs Konzept, das der Blogosphäre und sozialen Netzwerken den Rücken kehrt.
Ist ein Pfund pro Tag zu viel?
Allerdings ist es auch "pathetisch", wegen eines Pfundes pro Tag oder zwei Pfund pro Woche - ist das wirklich zu viel für Journalismus? - den Zusammenbruch des Imperiums auszurufen. Zumal dann, wenn dies wie im Falle von Jarvis' Kolumne auch noch auf der Website des Guardian geschieht, der mit seiner ebenso umfangreichen wie teuren Internet-Präsenz ein Millionen-Minus macht. In Schönheit zu sterben ist auch kein Zukunfts-Modell.
Während nun Jarvis davon träumt, dass seine Studenten "stark Zielgruppen-ausgerichtete, ruchlos relevante News-Websites mit unglaublich niedrigen Kosten und geringem Risiko" starten, um die Paywall-Lücke im freien Internet auszufüllen, könnten Murdochs Times-Websites bei einer Nutzer-Konversion von fünf Prozent an einem Tag 61.100 Pfund verdienen; es müssten also fünf Prozent der bisherigen täglichen Nutzer einen Tageszugang kaufen. Bei News International, Murdoch britischer Tochterfirma, rechnet man diese Summe natürlich gerne auf monatliche oder jährliche Zahlen hoch.
Und wenn die Kasse nicht klingelt oder die Werbe-Ökonomie anzieht? Dann hat das Imperium des alten Mannes viel Porzellan zerdeppert und muss am Ende die neuen Mauern womöglich doch wieder einreißen. Aber Murdoch wird es wenigstens probiert haben - und dafür sollte die Branche bei allem Spott über den sturköpfige Internet-Alphabeten eigentlich dankbar sein.
Für die täglich 1,22 Millionen Nutzer (Stand: Februar) der beiden Times-Websites ist dieser lang angekündigte Schritt kein Grund zur Freude. Dafür reiben sich die Advokaten des freien Internet die Hände: Sie glauben, dass der von seinem Biografen Michael Wolff als sturköpfiger Internet-Analphabet beschriebene Murdoch sich damit sein eigenes Grab schaufelt.
Ausgetrocknete Bestie
Für den New Yorker Medienprofessor Jeff Jarvis stellt Murdoch mit seiner pathetic paywall unter Beweis, dass er weder Vorstellungen über den Ausbau des Anzeigengeschäfts noch eine Ahnung von Leserbindung hat. "Statt dessen wird Murdoch seine Cash Cow Pfund für Pfund melken und seine Kinder mit einer ausgetrockneten, toten Bestie zurücklassen: Die Überreste seines einstmals stolzen, wenn nicht gar großen Zeitungs-Reiches."
Große Worte. Tatsächlich droht der Times ein Verlust vieler Nutzer, die sich dann lieber der freien Konkurrenz zuwenden. Zudem wird sich die traditionsreiche Marke online aus der "Link-Ökonomie" ausklinken. Denn hinter eine Bezahlmauer führen keine Links mehr, sofern keine Löcher wie für die Suchmaschine Google gebohrt werden. Das ist die große Schwäche an Murdochs Konzept, das der Blogosphäre und sozialen Netzwerken den Rücken kehrt.
Ist ein Pfund pro Tag zu viel?
Allerdings ist es auch "pathetisch", wegen eines Pfundes pro Tag oder zwei Pfund pro Woche - ist das wirklich zu viel für Journalismus? - den Zusammenbruch des Imperiums auszurufen. Zumal dann, wenn dies wie im Falle von Jarvis' Kolumne auch noch auf der Website des Guardian geschieht, der mit seiner ebenso umfangreichen wie teuren Internet-Präsenz ein Millionen-Minus macht. In Schönheit zu sterben ist auch kein Zukunfts-Modell.
Während nun Jarvis davon träumt, dass seine Studenten "stark Zielgruppen-ausgerichtete, ruchlos relevante News-Websites mit unglaublich niedrigen Kosten und geringem Risiko" starten, um die Paywall-Lücke im freien Internet auszufüllen, könnten Murdochs Times-Websites bei einer Nutzer-Konversion von fünf Prozent an einem Tag 61.100 Pfund verdienen; es müssten also fünf Prozent der bisherigen täglichen Nutzer einen Tageszugang kaufen. Bei News International, Murdoch britischer Tochterfirma, rechnet man diese Summe natürlich gerne auf monatliche oder jährliche Zahlen hoch.
Und wenn die Kasse nicht klingelt oder die Werbe-Ökonomie anzieht? Dann hat das Imperium des alten Mannes viel Porzellan zerdeppert und muss am Ende die neuen Mauern womöglich doch wieder einreißen. Aber Murdoch wird es wenigstens probiert haben - und dafür sollte die Branche bei allem Spott über den sturköpfige Internet-Alphabeten eigentlich dankbar sein.
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