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Hubert Burda und der Kampf um die Inhalte im Netz

Fordert Transparenz statt Enteignung im Netz: Hubert Burda
Foto: Hubert Burda Media
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Fordert Transparenz statt Enteignung im Netz: Hubert Burda
Foto: Hubert Burda Media
Auch Hubert Burda ist enteignet worden. So steht es in einem programmatischen Aufsatz, den der erfolgreiche Verleger, gerade als VDZ-Präsident wiedergewählt, in der FAZ - wo sonst? - publiziert hat. Burda philosophiert dort nicht nur über die Notwendigkeit der Durchsetzung eines Leistungsschutzrechtes für Verlage ("Sonst sehen wir der schleichenden Enteignung der Inhalte-Produzenten tatenlos zu"), sondern fordert noch weitergehende Privilegien für Inhalteanbieter:

"Dazu zählen: Das Recht, im Netz von den Suchmaschinen nach objektiven, nachvollziehbaren Kriterien gefunden zu werden. Das Recht, an den Erlösen der Suchmaschinen fair und zu überprüfbaren Konditionen zu partizipieren. Das Recht auf Neutralität der Plattformen. Und damit verbunden die Garantie, dass Inhalte unserer Transaktionsangebote von Suchmaschinen nicht für eigene Geschäftsmodelle genutzt werden. Denn genau dies ist zurzeit technisch immer noch möglich."

Intransparente Suchmaschinen
Der Großverleger selbst nennt seinen Beitrag "ein Plädoyer für ein Fairplay in der digitalen Welt" und spricht von einem "Recht auf Transparenz im Netz". Dass Suchmaschinen intransparent arbeiten, steht dabei außer Frage. Nicht nur, dass sie ihre Technologie ungern mit anderen teilen. Sie müssen sich auch gegen Spammer schützen, die mit allerlei Tricks die Trefferlisten manipulieren.

Burda, der mehr vom Internet versteht und dort auch mehr investiert hat als die meisten seiner Verleger-Kollegen, ist sicher kein Spammer. Aber er wird sich damit abfinden müssen, dass Suchmaschinen ihre Algorithmen nicht freiwillig offenlegen werden. Abgesehen davon können sie aus Mangel an Intelligenz einen Focus-Artikel nicht derart wertschätzen, wie sich sein Verleger das wohl wünscht.

Suchmieze und andere Schnurren
Vor zehn Jahren hat sich Burdas Haus einmal an einem Gegenentwurf versucht. Das Projekt eines eigenen, auf redaktioneller Auswahl gegründeten Netguides ("Suchmieze") wurde jedoch trotz langwieriger Vorarbeiten schnell wieder fallen gelassen. Auf einen für April avisierten Google News-Konkurrenten (nachrichten.de) wartet die Branche bisher vergeblich. Andere Verlage haben es nicht einmal versucht. Ob sie mit juristischen Mitteln erfolgreicher sein werden?

Wie Burda die Rechte, auf die er pocht, einfordern will, bleibt offen. "Wir müssen gemeinsame Spielregeln mit den Betreibern der Suchmaschinen erarbeiten", schreibt er an einer Stelle. Ein paar Zeilen weiter unten heißt es, die Verlage werden in der nächsten Legislaturperiode "kämpfen müssen, wenn, wie angekündigt, ein Gesetz für den Leistungsschutz auf den Weg gebracht werden soll".

Der Gesetzgeber soll es also richten. Auf dem Markt, im Netz, haben die Verlage den Kampf um Anzeigen und die Gatekeeper-Position längst verloren.
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