Bezahlter Journalismus first: Der neue "Spiegel"-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer spricht
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| 23.03.2015
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+ Die Nachfolgefrage wurde dann - im Vergleich zu früheren Kandidaten-Roulettes beim Hamburger Nachrichtenmagazin - nach zwei Wochen ohne echten Chef vergleichsweise bescheiden gelöst. Kein Di Lorenzo, kein Claus Kleber, kein neuer Augstein, nein, Klaus Brinkbäumer wurde am 13. Januar zum neuen Magazin-Chef gekürt, einer aus dem eigenen Hause, der als Sportredakteur beim Spiegel angefangen hatte, später als Korrespondent aus New York berichtetete und seit 2011 als Textchef zur Chefredaktion zählt.
Seit der vor allem von der alten Magazin-Belegschaft abgelehnte Redaktions-Manager Büchner aus dem Haus ist - und Geschäftsführer Ove Saffe gleich mit ihm -, ist es im gläsernen Hauptquartier an der Ericusspitze wieder ruhiger geworden; so zumindest der Eindruck, den die neue Redaktionsleitung - neben Brinkbäumer der ebenfalls neu inthronisierte Online-Chef Florian Harms - vermittelt. Interview-Anfragen beschied Brinkbäumer nach seinem Amtsantritt noch abschlägig; er wolle erst einmal nach innen wirken und die Arbeit aufnehmen.
Erste Coups, erste Interviews
Inzwischen hat Brinkbäumer nicht nur die Umstellung auf samstägliche Erscheinungsweise des Heftes umgesetzt, sondern mit der Abwerbung der beiden Frankfurter Feuilletonisten Nils Minkmar und Volker Weidermann schon die ersten beiden Personal-Coups geliefert. Und er hat sich auch in zwei Interviews in der Süddeutschen sowie - zusammen mit Harms - im Hamburger Abendblatt zu Wort gemeldet.
Dass der neue Chef nach so kurzer Zeit schon die Antwort auf die großen Zukunftsfragen des Spiegel geben würde, war natürlich nicht zu erwarten. Dass der Spiegel außer der Diskussionskultur des Vorgängers Büchner keine Sorgen gehabt hätte, wäre allerdings eine arge Verkürzung der Problemlage. Büchner sollte als Redaktionsmanager Online und Print auf gemeinsame Gleise stellen und scheiterte daran. Brinkbäumer fällt dazu im Abendblatt nur ein halbes Dementi ein:
Der angebliche Konflikt zwischen "Spiegel" und "Spiegel Online" ist übrigens mindestens überzeichnet worden. Der Konflikt, den wir hatten, war einer zwischen einer leidenschaftlichen, selbstbewussten "Spiegel"-Redaktion und ihrem Chefredakteur und keiner zwischen Print und Online.Dass letzte Wort
Dass es jetzt wieder separate Chefs für Online und Print gibt, zeugt von restaurativer Personalpolitik; anders als beim bis 2013 amtierenden Doppel Mascolo/Blumencron sind die Präferenzen diesmal klar festgelegt: Brinkbäumer fungiert auch als Herausgeber für Spiegel Online und hat damit als Magazin-Mann das letzte Wort.
Immerhin: Einen griffigen Slogan gibt es schon. Er lautet "bezahlter Journalismus first" und impliziert, dass Spiegel Online ingendwann nicht mehr kostenlos sein soll. Wann? Noch in diesem Jahr wohl. Und wie dick wird die Paywall sein? Das ist noch nicht klar. Klar ist nur, dass der Spiegel seine Journalismus-Marke auch in Zukunft ausspielen soll. Ob das auf Dauer funktioniert, ohne die bestehenden Verhältnisse und damit auch die hausinterne Zweiklassengesellschaft zwischen Magazin-Gesellschaftern und Onlinern entschieden anzugehen, muss sich zeigen. Brinkbäumer mag auch da niemanden im eigenen Hause zu sehr verschrecken:
Die Unterschiede sind bei uns viel größer als bei einer Tageszeitung. Ein Wochenmagazin dieser Qualität, wie es der Spiegel ist, muss man nicht eins zu eins auf einer Website abbilden. Wir können eher die Unterschiede nutzen, um die Marken zu schärfen. Gefragt ist jedoch ein viel besseres Zusammenspiel. Wir haben die stärkste Printredaktion des Landes, die stärkste Onlineredaktion, eine sehr starke Fernsehfirma. Greifen diese drei Redaktionen perfekt ineinander? Nein, da ist noch Luft - und Schwächen werden in Zeiten des Strukturwandels bestraft.
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