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Nicht der Rede wert: Die ersten Kooperationen von Zeitungs-Websites mit WDR und ZDF

Stündlich, aber nicht unbedingt zur vollen Stunde: ZDF-Nachrichten im Daumennagel-Format bei Zeit Online.
Screenshot: zeit.de
Stündlich, aber nicht unbedingt zur vollen Stunde: ZDF-Nachrichten im Daumennagel-Format bei Zeit Online.
Screenshot: zeit.de
Zwei große deutsche Zeitungen streamen inzwischen Videos des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf ihren Websites. Nach dem WAZ-Online-Portal DerWesten.de hat auch Zeit Online einen Partner gefunden. Seit 23. Juni läuft eine komprimierte Version der Heute-Nachrichten ("100 Sec") auf der Website der Holtzbrinck-Wochenzeitung, nachdem die Süddeutsche Zeitung dem ZDF abgesprungen war.

Weihevolle Worte
Zum Start gab es jede Menge weihevolle Worte zu hören: Die beiden Chefredakteure beglückwünschten einander wechselseltig für "konstant hohe Qualität" (Wolfgang Blau über das ZDF) und den "besten journalistischen Kontext" (Nikolaus Brender über Zeit Online).

Die Selbstzufriedenheit täuscht freilich darüber hinweg, dass das neue Angebot nicht der Rede wert wäre, würde die Kooperation zwischen Zeitungsverlagen und gebührenfinanziertem Rundfunk nicht politischen und rechtlichen Zündstoff bergen. Inhaltlich bieten die 100 Nachrichten-Sekunden jedenfalls nicht mehr als einen soliden News-Zusammenschnitt für Ungeduldige, den man auch auf der Heute-Website sehen kann - dort aber in besserer Bildqualität.

Für diese Kooperation, die in Wirklichkeit nur eine Übernahme ist, verlangt das ZDF einer Pressemitteilung zufolge "marktübliche Preise"; Lizenzgeber ist aus juristischen Gründen die Sender-Tochter ZDF-Enterprises. Der Vertrag wurde über zwei Jahre abgeschlossen.

Zum Start der Kooperation hatte es geheißen, die Auswahl der Beiträge liege bei Zeit Online; journalistische und redaktionelle Unabhängigkeit blieben in vollem Umfang gewahrt. Auch das ist Wortgeklingel, denn bei ein paar Videoschnippseln steht die Pressefreiheit nicht auf dem Spiel. Zudem gibt es bislang nichts auszuwählen. Weitere Programm-Übernahmen vom ZDF sind zwar angekündigt, aber noch nicht zu sehen.

Dürftige Integration
Der Nachrichten-Zusammenschnitt, der wie ein Newsreel etwa stündlich aktualisiert wird, ist offenbar eine 1:1-Übernahme; kurioserweise weist Zeit Online in seinen Suchergebnissen für "Heute" als Datum immer noch den Start-Termin 23. Juni aus. Auf der Homepage werden die Video-Nachrichten immerhin recht weit oben rechts angekündigt.

Noch dürftiger ist die Integration der WDR-Beiträge auf DerWesten. Zunächst dauerte es rund drei Monate, ehe die im März großartig im Beisein von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers angekündigte Kooperation überhaupt auf der Website sichtbar wurde. Inzwischen finden sich zwar Clips mit dem Insert der WDR-"Lokalzeit" auf der Website, doch besonders herausgehoben sind sie nicht. Offenbar halten selbst die Macher nicht so viel von der öffentlich-rechtlichen Kooperation.
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