Ostdeutsche ARD-Anstalten wollen Ausgleich für Hartz IV & Co.
Kein Unternehmens-Chef vermeldet gerne schlechte Finanzen. Die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Dagmar Reim, tat es trotzdem und preschte mit alarmierenden Zahlen vor die Presse. Der RBB ist allerdings - auch wenn er sich so nennt - kein normales Unternehmen. Als öffentlich-rechtliche Anstalt hängt er an der Gebühren-Spritze.
Nur fließen die Gelder nicht so, wie erwartet: Im vergangenen Jahr nahm der Berlin-Brandenburger Fusionssender sieben Millionen Euro weniger ein als erwartet. Dagegen erzielten die großen Sender 2005 laut Reim Mehreinnahmen von zusammen über 16 Millionen Euro.
Deshalb tritt die erste Frau an der Spitze einer Landesrundfunkanstalt nun die Flucht nach vorne an. Auf der nächsten Tagung der ARD-Intendanten in Schwerin will sie sich für "Verteilungsgerechtigkeit" einsetzen: "In dem Maße, wie wir ärmer werden, werden die West-Sender reicher", ließ Reim verlauten.
"Überproportional" seien die ostdeutschen Sender von Ausfällen wegen Hartz IV, Arbeitslosigkeit und Abwanderung betroffen, so die Intendantin. Zudem herrsche in Berlin eine besonders schlechte Zahlungsmoral. Trotz Sparanstrengungen - aktuell baut der RBB über 300 Stellen ab - hagele es "in einer Weise ins Dach, mit der wir nicht mehr alleine fertig werden", beklagte die vom NDR-Landesfunkhaus Hamburg gekommene Senderchefin.
Schlechte Zahlen legte auch Udo Reiter, Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, vor. Demnach sind seiner Dreiländeranstalt im Jahr 2005 insgesamt zwölf Millionen Euro verloren gegangen. In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, dem Sendegebiet des MDR, lebt ein Drittel aller Hartz-IV-Empfänger in Deutschland, die von der Gebührenpflicht befreit sind.
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Zuletzt bearbeitet 18.07.2006 11:29 Uhr