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Springer: Kommanditistin an die Macht!

Mathias Döpfner hatte wieder einmal Großes zu verkünden. Noch größeres. Von der "wichtigsten Nachricht seit vielen, vielen Jahren" sprach der Springer-Chef in einer Telefon-Konferenz. Was denn, wird die Bild-Zeitung verkauft? Oder Google geschlachtet?

Nichts davon: Der Verlagskonzern, so lautet die auf den ersten Blick spröde Nachricht, wird im kommenden Jahr in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umgewandelt. Oder, wie die FAZ auffälliger titelt: "Friede Springer gibt die Mehrheit an ihrem Konzern ab".

BWLer-Coup schöpft Kapital
Hinter diesem BWLer-Coup verbirgt sich ein Schachzug, der Springer viel Kapital für künftige Einkaufstouren auf den Medienmärkten der Welt bringen soll: Einerseits sind die Springer-Erben, allen voran die Witwe des Verlegers, bereit, ihre Aktien-Mehrheit an dem Verlagskonzern abzugeben; bisher kontrollieren und blockieren sie allein über die Gesellschaft für Publizistik 51,5 Prozent.

Neues Kapital - wie viel genau, ist noch völlig offen - könnte Springer dann für Zukäufe nutzen. Andere Familienkonzerne wie Henkel oder Merck haben die KgaA-Nummer schon durchexerziert; auch Bertelsmann, wenngleich Liz Mohn in Gütersloh noch vor der Börse zurückschreckt.

Anzeigen wie zu goldenen Print-Zeiten
Zunächst aber will Springer seinen Partner General Atlantic ausbezahlen: Der US-amerikanische Investment-Fonds hält (noch) 30 Prozent an einem Gemeinschaftsunternehmen namens Digital Classifieds, in dessen Portfolio sich Online-Anzeigenmärkte wie Stepstone oder Immonet befinden. Mit Digital Classifieds möchte Döpfner wie früher zu goldenen Print-Zeiten wieder die Anzeigenmärkte beherrschen.

Konsequenterweise strebt Springer dort die volle Kontrolle an. In einem ersten Schritt stockt der Konzern seinen Anteil bei Digital Classifieds von 70 auf 85 Prozent auf und zahlt dafür 446 Millionen Euro in bar. Für den zweiten Schritt existiert eine Option, auch die restlichen 15 Prozent noch zu erwerben - statt in bar aber für Aktien im Wert von weiteren 446 Millionen Euro, sofern die Mitgliederversammlung einer Kapitalerhöhung zustimmt.

Friede Springer behält die Kontrolle
Und damit zum "andererseits". Die KGaA-Pointe lautet nämlich, dass Friede Springer zwar ihre Aktien-Mehrheit verlieren mag, aber nicht die Kontrolle über den Konzern. Als Kommanditisten hätte die Gesellschaft für Publizistik mit der 72 Jahre alten Witwe von Verlagsgründer Axel Springer an der Spitze weiterhin das Sagen.

"Wir wollen ein Familienunternehmen bleiben", versicherte Döpfner - aber, so ließe sich hinzufügen, eines mit viel "Spiel"-Kapital.
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