Die Jahr-Familie verlässt das sinkende Schiff
Artikel
| 06.10.2014
Ach, Gruner & Jahr. Eine der großen Erfolgsstories des deutschen Nachkriegs-Verlagswesens. Gegründet von John Jahr, Zeit-Verleger Gerd Bucerius und dem Druck-Industriellen Richard Gruner. Mit Erfolgs-Titel wie Stern und Brigitte war das Hamburger Verlagshaus eine Goldgrube für seine Eigentümer.
Entlassungen auf dem Sonnendeck
Doch das ist längst Legende. Das einst stolze Verlagsschiff hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und manövriert in stürmischen Gewässsern. Anfangs hielt man das noch für ein Luxusproblem (Stichwort: Sonnendeck). Dann wurde beim intellektuellen Kapital, den Journalisten, gespart; die Wirtschaftstitel wurden zusammengegelegt, die Financial Times Deutschland, erst 2000 gegründet, hat man eingestellt.
Statt dessen legte G+J auf der Suche nach neuen, finanzkräftigen Publikumsschichten in einem bröckelnden Leser-Markt neue Magazine mit Holzschnitt-artigen Zielgruppen auf: Eines für kochende Yuppie-Männer (Beef), eines für Jung-Banker, die trotz Wirtschaftskrise noch hungrig sind (Business Punk). Ach ja, eine Digital-Offensive wurde auch ausgerufen: Vor einem Jahr, nach dem Antritt der neuen Chefin Julia Jäkel. Dagegen musste Hoffnungsträger Dominik Wichmann nach nur eineinhalb Jahren als Chefredakteur beim Stern schon wieder die Segel streichen.
Die letzte 25,1 Prozent
Jetzt hat die Verlegerfamilie Jahr ihre restlichen 25,1 Prozent Anteile mit Wirkung zum 1. November an Bertelsmann verkauft. Eine Epoche geht damit zu Ende; nur ändern dürfte sich deshalb bei Gruner+Jahr nicht viel. Bertelsmann war ohnehin seit 1973 Mehrheitsgesellschafter. Neu ist, dass die Dividenden-Zahlungen an die teure Jahr-Familie wegfallen.
Bertelsmann-Chef Thomas Rabe bezeichnete die Komplett-Übernahme, die als publizistisch interessantestes Objekt auch einen Anteil am Spiegel einschließt, als "klares Bekenntnis zum Journalismus" und versprach, den Geldhahn nicht abzudrehen: "Wir unterstützen die vom Gruner + Jahr-Vorstand auf den Weg gebrachte Transformation von Gruner + Jahr uneingeschränkt und werden auch in Zukunft die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen."
Zu dieser Transformation gehören allerdings auch die im September angekündigten betriebsbedingten Kündigungen beim Stern. Das gab's bei Gruner+Jahr noch nie.
Man könnte es auch so sehen: Die Jahr-Familie, die jahrelang um einen luxuriösen, mit Bertelsmann-Anteilen aufgewogenen Ausstieg feilschte, hat noch rechtzeitig das sinkende Verlagsschiff verlassen. Viel gab's dafür wohl nicht mehr. Die Rede ist von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Offiziell wird über konkrete Zahlen geschwiegen. Nur dies: Europas größter Medienkonzern Bertelsmann (RTL, Random House, BMG) zahlt den Kaufpreis nach eigenen Angaben in bar.
Entlassungen auf dem Sonnendeck
Doch das ist längst Legende. Das einst stolze Verlagsschiff hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und manövriert in stürmischen Gewässsern. Anfangs hielt man das noch für ein Luxusproblem (Stichwort: Sonnendeck). Dann wurde beim intellektuellen Kapital, den Journalisten, gespart; die Wirtschaftstitel wurden zusammengegelegt, die Financial Times Deutschland, erst 2000 gegründet, hat man eingestellt.
Statt dessen legte G+J auf der Suche nach neuen, finanzkräftigen Publikumsschichten in einem bröckelnden Leser-Markt neue Magazine mit Holzschnitt-artigen Zielgruppen auf: Eines für kochende Yuppie-Männer (Beef), eines für Jung-Banker, die trotz Wirtschaftskrise noch hungrig sind (Business Punk). Ach ja, eine Digital-Offensive wurde auch ausgerufen: Vor einem Jahr, nach dem Antritt der neuen Chefin Julia Jäkel. Dagegen musste Hoffnungsträger Dominik Wichmann nach nur eineinhalb Jahren als Chefredakteur beim Stern schon wieder die Segel streichen.
Die letzte 25,1 Prozent
Jetzt hat die Verlegerfamilie Jahr ihre restlichen 25,1 Prozent Anteile mit Wirkung zum 1. November an Bertelsmann verkauft. Eine Epoche geht damit zu Ende; nur ändern dürfte sich deshalb bei Gruner+Jahr nicht viel. Bertelsmann war ohnehin seit 1973 Mehrheitsgesellschafter. Neu ist, dass die Dividenden-Zahlungen an die teure Jahr-Familie wegfallen.
Bertelsmann-Chef Thomas Rabe bezeichnete die Komplett-Übernahme, die als publizistisch interessantestes Objekt auch einen Anteil am Spiegel einschließt, als "klares Bekenntnis zum Journalismus" und versprach, den Geldhahn nicht abzudrehen: "Wir unterstützen die vom Gruner + Jahr-Vorstand auf den Weg gebrachte Transformation von Gruner + Jahr uneingeschränkt und werden auch in Zukunft die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen."
Zu dieser Transformation gehören allerdings auch die im September angekündigten betriebsbedingten Kündigungen beim Stern. Das gab's bei Gruner+Jahr noch nie.
Man könnte es auch so sehen: Die Jahr-Familie, die jahrelang um einen luxuriösen, mit Bertelsmann-Anteilen aufgewogenen Ausstieg feilschte, hat noch rechtzeitig das sinkende Verlagsschiff verlassen. Viel gab's dafür wohl nicht mehr. Die Rede ist von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Offiziell wird über konkrete Zahlen geschwiegen. Nur dies: Europas größter Medienkonzern Bertelsmann (RTL, Random House, BMG) zahlt den Kaufpreis nach eigenen Angaben in bar.
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