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Große ARD-Lösung: Auf Christiansen folgt Anne Will

Anne Will, out of the blue
Foto: ARD
Anne Will, out of the blue
Foto: ARD
Die Polittalk-Kompetenz des Ersten bleibt in weiblicher Hand: Tagesthemen-Moderatorin Anne Will wird nach der Sommerpause die Nachfolge von Sabine Christiansen übernehmen, nachdem Günther Jauch dem Senderverbund nach langen Verhandlungen einen Korb gab. So entschied die Intendantenrunde in Frankfurt/Main.

Es ist eine Lösung ganz nach ARD-Art: Der NDR, der den Sendeplatz nach dem Krimi am Sonntag-Abend betreut, brachte seine Kandidatin durch. Der WDR bekommt eine Entschädigung: Frank Plasberg, bislang im Dritten Programm "hart aber fair", soll ab 2008 mit einem neuen Magazin im Ersten zu sehen.

Nun darf sich also fast jeder - nur von Sandra Maischberger war zum Schluss nicht mehr die Rede - als Gewinner fühlen. Vielleicht ist diese Lösung trotz allem Geschachere aber doch nicht die schlechteste. Nicht umsonst wurde die in Berlin entdeckte Anne Will für ihre besonnenen, aber hartnäckigen Interview-Nachfragen bei den Tagesthemen bereits preisgekrönt. Talk-Erfahrung sammelte sie unter anderen beim früheren SFB. 2003 moderierte sie eine bemerkenswerte Meta-Talkrunde zur Geschichte des TV-Talks ("Das Ganze eine Rederei").

Zu viel wurde in letzter Zeit über Köpfe, zu wenig über Inhalte gesprochen. Ohne eine gute Redaktion und ein tragfähiges Konzept wird die neue Frontfrau Will aber nicht auskommen. An beidem haperte es zuletzt - trotz einiger Justierungen - beim Talk ihrer Vorgängerin. Schlimmer noch, Christiansen erlebte in der vorletzten Sendung mit einer völlig orientierungslosen Runde zum Thema RAF ein journalistisches Waterloo. Ziel sei es, "eine aktuelle, gesellschaftspolitische Gesprächsrunde anzubieten, die Themen aufgreift, aber auch eigene Themen setzt", wird Anne Will nun in einem von der ARD verbreiteten Statement zitiert - ist das für den Sonntag abend gar zu ambitioniert?

Auch Plasberg, der als Darling der Medien-Ressorts gelten darf, bekommt hoffentlich ein Format, in dem er seine politjournalistischen Kompetenzen ausspielen kann. Eine Stunde soll die wöchentliche Sendung dauern und nach der Tagesschau angesiedelt werden; nicht einmal der Wochentag, zwischen Dienstag und Freitag soll er liegen, steht bisher fest. Mal sehen, wo die ARD diesen Sendeplatz hernimmt.
Zuletzt bearbeitet 05.02.2007 15:11 Uhr
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