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Der Bundespräsident mit Frau im neuen Layout von Süddeutsche.de
Screenshot: Netzpresse
Der Bundespräsident mit Frau im neuen Layout von Süddeutsche.de
Screenshot: Netzpresse

Klar, klarer, Süddeutsche.de

Die Süddeutsche Zeitung hat zu Jahresbeginn ihren Web-Auftritt überarbeitet und dabei einiges anders gemacht als zuletzt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Setzten die FAZ-Designer vor zwei Monaten noch auf vielspaltige, kleinteilige Komplexität, soll bei der Süddeutschen alles "schöner, schlichter, besser" geworden sein.

So steht es über dem Editorial des Social-Media-affinen Chefredakteurs Stefan Plöchinger, das nur so von Begriffen wie "aufgeräumt" und "entschlackt" wimmelt. Zwar liegen die Neuerungen eher im Detail, aber Plöchinger, seit letztem März in München am Ruder, hat der Online-Ausgabe nach einem ersten Facelift im Mai mit dem Redesign seinen Stempel aufgedrückt.

Neuer Stil
Zeichen eines neuen Stils, zumindest immer noch ungewöhnlich im Umgang deutscher Zeitungs-Websites miteinander, ist auch dies: Ein als exklusiv gekennzeichneter Text über die Strafanzeige, die Bundespräsident Wulff Bild-Chefredakteur Kai Diekmann androhte, spart nicht den Link auf einen Artikel der Konkurrenz aus Frankfurt zum selben Thema.

Die gestalterischen Neuerungen beginnen bei der Firmierung: Der Schriftzug ist an das Zeitungs-Logo angepasst, aber Titel ("Süddeutsche.de" sieben Jahre nach Einführung der Umlaut-Domains nun auch mit "ü" statt "ue") und Unterzeile "Neueste Nachrichten" samt per JavaScript animierter Uhr signalisieren, dass hier eben keine tägliche Online-Zeitungsausgabe, sondern ein 24/7-Nachrichtenmedium Ernst genommen werden möchte, wenngleich immer auch Artikel aus dem Zeitungs-Flaggschiff, darunter durchaus Sahnehäubchen, online gestellt werden.

Grafisch sparsam
Sparsam ist der Umgang mit Schmuckfarben und anderen grafischen Details. Ein sanfter Schlagschatten lässt die verbreiterte Seite (moderne 940 Pixel ohne Werbung) zentriert im Browser-Fenster schweben. Allerdings nicht ganz zentriert. Wenn rechts der Werbebanner fehlt, bekommt die Website ein leichtes Übergewicht nach links. Bei der Werbung soll die Devise im übrigen lauten: weniger, dafür aber größer. Nun, Hauptsache weniger enervierend.

Für Ordnung auf weißem Untergrund sorgen Querlinien und eine in erdfarbenen Tönen unterlegte Randspalte, die unter anderem die kostenpflichtigen Druck- und Digitalausgaben sowie die meistgelesenen Online-Artikel ankündigt.

Doch selbst das zweispaltige Design, das die meisten deutschen News-Portale bevorzugen, ist der Süddeutschen nicht mehr klar genug. Deshalb ist der Schwanz mit der Übersicht über die einzelnen Rubriken im unteren Teil der Homepage nur noch einspaltig. Viele Nutzer hätten diesen Teil der Seite früher "chaotisch" empfunden, so Plöchinger. Ganz unten, wo die magazinigen Inhalte angeteasert werden, darf's dann auch wieder lebendiger und also auch mehrspaltig zugehen.

Happy scrolling
Im Umkehrschluss heißt das natürlich: Happy scrolling! Die Homepage läuft sehr, sehr lang nach unten. Wann traut sich ein Portal-Designer mal daran, eine App-artige News-Seite mit Fallback-Lösung zum Scrollen für alte Browser zu bauen?

Inhaltlich hat Süddeutsche.de unterhalb des entschlackten Navigationsbalkens, in dem praktischerweise die Reizthemen der Stunde (eben gerade: Bundespräsident, Finanzkrise und, klar, FC Bayern München) aufgeführt werden, neue Rubriken für Gesundheit und Bildung sowie ein Digital-Blog dazugewonnen. Auch ein Redaktions-Blog gibt es jetzt; Transparenz bei Themenfindung und redaktionellen Abläufen gehört auch für Verlags-Medien inzwischen zum guten Ton.

Unter dem Strich: Das FAZ-Resign war mutiger und eigenwilliger (deshalb aber nicht unbedingt gelungener). Bahnbrechende Novitäten gibt es bei der Süddeutschen nicht, schließlich möchten die Münchner ja "nur" ein Nachrichtenseite sein. Alles klar?
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