Medienmagazin "Cover" gräbt Tom Kummer aus
"Realitätsverlust - wie die Medien die Wirklichkeit verzerren" ist die fünfte Ausgabe des monothematischen Medienmagazins Cover übertitelt. Als Mann vom Fach haben die Macher den Borderline-Journalisten Tom Kummer in Los Angeles ausgegraben, der 1999 aufgeflogen war, nachdem er namhaften Magazinen wie dem längst eingestellten der Süddeutschen rasante, dummerweise erfundene Prominenteninterviews untergeschoben hatte. "Die Leute wurden süchtig nach meinem Stoff", darf der Kummeronkel des Journalismus laut Vorabveröffentlichung noch einmal zu Protokoll geben.
Interessanter wäre natürlich, woher diese Sucht - eine Sucht auch und vor allem der Redakteure - kommt. Feststellen darf man wohl, dass Kummers Geschichten allesamt unterhaltsamer waren als das Celebrity-Junk-Food, das sich heutzutage in Rubriken, die "Vermischtes" oder auch anders heißen, selbst in bürgerlichsten Blättern breit gemacht hat. Auch eine Art von "Realitätsverlust in der Mediengesellschaft", dem im neuen Cover laut Ankündigung "30 bekannte Autoren" nachgehen.
Nun erwartet man von "Bekannten" vor allem eines: Bekanntes. Andererseits verfolgte schon der alte Kress die Strategie, bekannte "Köpfe" aufs Schild zu heben. So pflegt man seine Kunden. Dass sich der Promi-Kult nun auch in neuen, scheinbar ganz anders gemachten Medienzeitschriften breit macht - V.i.S.d.P. brachte kürzlich in seiner Premierennummer zehn Köpfe und insgesamt 45 Namen wichtiger Medienmenschen allein auf der Titelseite unter -, stimmt betrüblich, ist aber wohl der ubiquitären Hackordnung der Branche geschuldet. Auch dies: Medienrealität.
Andererseits: Klappern gehört zum Handwerk, und so bekannt wie behauptet sind die Autoren - darunter zahlreiche Medienredakteure und einige qua Beruf vom journalistischen Blick Ungetrübte - auch wieder nicht. Um es ganz genau zu wissen, wird man sich das neue Heft wohl zulegen müssen. Es ist im Bahnhofsbuchhandel oder auf der Website erhältlich.
Kommentare:
markushamburg, Gast: Bewertung des neuen Cover
Dirk Schmidtke: Bewertung des neuen Cover
Zuletzt bearbeitet 06.01.2005 18:19 Uhr