Online-Attacke aus dem Newsroom
Springer will aus der Zeitungs-Website Welt.de ein Nachrichtenportal machen
Es war einmal ein am Internet interessierter Zeitungsredakteur, der seinem Chef die Idee eines Online-Auftrittes schmackhaft machen konnte. So begann 1995 die Geschichte von Welt.de, einer der ersten Internet-Repräsentanzen eines deutschen Printmediums überhaupt.
"Online First"
Eine Medienkrise später gilt das Internet deutschen Zeitungsverlegern längst nicht mehr als Liebhaberei, sondern - je nach Betrachtungsweise - entweder als Chance oder Bedrohung. Branchen-Primus Springer, der in Berlin gerade nach US-Vorbild einen integrierten Newsroom für alle Mediengattungen eröffnet hat, sieht das weltweite Netz sogar als Speerspitze: "Online First" lautet die Devise im Berliner Springer-Hochhaus.
Was die neue Nachrichtenzentrale an Inhalten gebiert, muss künftig nicht mehr des Abdrucks am nächsten Tag harren. Nein, die Welt soll es sofort erfahren - und zwar via Welt.de. Aus dem Online-Experiment von 1995 wird damit eine Nachrichtenmarke im Internet, die nach den Vorstellungen von Springer-Chef Mathias Döpfner - einst Welt-Chefredakteur - den etablierten Online-Newsportalen den Kampf ansagen soll.
Laut Marktprognosen soll die Werbung im Internet in den nächsten Jahren noch stärker wachsen. Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger rechnet damit, dass der Branchen-Umsatz im Internet bis 2009 von 4,6 auf 11,6 Prozent wächst. Un der Bundesverband Digitale Wirtschaft korrigierte jüngst seine Prognose für das laufende Jahr nach oben: Die klassische Online-Werbung soll um 47 Prozent auf 785 Millionen Euro wachsen. Während das Internet langsam reif wird, stagniert das Kerngeschäft der Verlage seit Jahren.
Weiter Abstand zum Marktführer
Klar ist, dass Springer einen weiten Weg gehen muss. Im Oktober verzeichnete Welt.de laut IVW-Statistiken gut 30 Millionen Seitenabrufe; damit ist man deutlich ins Hintertreffen geraten zur Tageszeitungs-Konkurrenz von FAZ und Süddeutscher.
Doch aus der Zeitungs-Website Welt.de soll ja mehr werden: ein Nachrichtenportal, das es mit Spiegel Online aufnehmen kann. Der Marktführer spielt mit 314 Millionen Seitenabrufen in einer ganz anderen Liga, in der auch Burda mitmischen will: Der Münchner Konzern hat in diesem Jahr sein eigenes News-Portal Focus Online (124 Millionen Abrufe) kräftig aufgefrischt. Auch die nicht IVW-geprüfte Berliner Netzeitung hält seit sechs Jahren als reines Online-Angebot durch.
Springers Angriff könnte nicht nur zur Marken-, sondern auch zur Qualitätsfrage werden. Während sich die News-Konkurrenz eigene Online-Redaktionen leistet, die personell nicht gerade üppig ausgestattet sind, kann Welt.de künftig die komplette Redaktionsstärke des Hauses ausschöpfen. Christoph Keese, Chefredakteur der Welt am Sonntag, lehnt sich schon einmal aus dem Fenster: "Wir gehen einen wichtigen Schritt voran: Qualitätsjournalismus ist nicht mehr nur ans Papier gebunden."
Einstweilen necken sich die Rivalen aber noch: Wolfgang Büchner, stellvertretender Chefredakteur von Spiegel Online, brachte zur Newsroom-Einweihung ein Glückwunsch-Torte mit. Aufschrift: "Bitte Abstand halten."
"Online First"
Eine Medienkrise später gilt das Internet deutschen Zeitungsverlegern längst nicht mehr als Liebhaberei, sondern - je nach Betrachtungsweise - entweder als Chance oder Bedrohung. Branchen-Primus Springer, der in Berlin gerade nach US-Vorbild einen integrierten Newsroom für alle Mediengattungen eröffnet hat, sieht das weltweite Netz sogar als Speerspitze: "Online First" lautet die Devise im Berliner Springer-Hochhaus.
Was die neue Nachrichtenzentrale an Inhalten gebiert, muss künftig nicht mehr des Abdrucks am nächsten Tag harren. Nein, die Welt soll es sofort erfahren - und zwar via Welt.de. Aus dem Online-Experiment von 1995 wird damit eine Nachrichtenmarke im Internet, die nach den Vorstellungen von Springer-Chef Mathias Döpfner - einst Welt-Chefredakteur - den etablierten Online-Newsportalen den Kampf ansagen soll.
Laut Marktprognosen soll die Werbung im Internet in den nächsten Jahren noch stärker wachsen. Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger rechnet damit, dass der Branchen-Umsatz im Internet bis 2009 von 4,6 auf 11,6 Prozent wächst. Un der Bundesverband Digitale Wirtschaft korrigierte jüngst seine Prognose für das laufende Jahr nach oben: Die klassische Online-Werbung soll um 47 Prozent auf 785 Millionen Euro wachsen. Während das Internet langsam reif wird, stagniert das Kerngeschäft der Verlage seit Jahren.
Weiter Abstand zum Marktführer
Klar ist, dass Springer einen weiten Weg gehen muss. Im Oktober verzeichnete Welt.de laut IVW-Statistiken gut 30 Millionen Seitenabrufe; damit ist man deutlich ins Hintertreffen geraten zur Tageszeitungs-Konkurrenz von FAZ und Süddeutscher.
Doch aus der Zeitungs-Website Welt.de soll ja mehr werden: ein Nachrichtenportal, das es mit Spiegel Online aufnehmen kann. Der Marktführer spielt mit 314 Millionen Seitenabrufen in einer ganz anderen Liga, in der auch Burda mitmischen will: Der Münchner Konzern hat in diesem Jahr sein eigenes News-Portal Focus Online (124 Millionen Abrufe) kräftig aufgefrischt. Auch die nicht IVW-geprüfte Berliner Netzeitung hält seit sechs Jahren als reines Online-Angebot durch.
Springers Angriff könnte nicht nur zur Marken-, sondern auch zur Qualitätsfrage werden. Während sich die News-Konkurrenz eigene Online-Redaktionen leistet, die personell nicht gerade üppig ausgestattet sind, kann Welt.de künftig die komplette Redaktionsstärke des Hauses ausschöpfen. Christoph Keese, Chefredakteur der Welt am Sonntag, lehnt sich schon einmal aus dem Fenster: "Wir gehen einen wichtigen Schritt voran: Qualitätsjournalismus ist nicht mehr nur ans Papier gebunden."
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Zuletzt bearbeitet 20.11.2006 13:41 Uhr