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dpa spürt die Medienkrise und will Geschäftsmodell prüfen

Willkommen in der Medienkrise: Die Deutsche Presse-Agentur hat das vergangene Geschäftsjahr mit einem leichten Umsatzrückgang abgeschlossen. Wie nach der Gesellschafterversammlung in Hamburg bekannt gegeben wurde, musste die größte deutsche Nachrichtenagentur sogar nahezu eine Halbierung des Gewinnes hinnehmen: Das Betriebsergebnis sank von 5,6 auf 2,9 Millionen Euro. Stetige Auflagenrückgänge bei den Tageszeitungen und "stabile Preise" in den letzten zehn Jahren hätten im Kerngeschäft zu sinkenden Einnahmen geführt, hieß es auf der Bilanzpressekonferenz. Allerdings hat genau diese Preisstabilität bei den dpa-Kunden, die zum großen Teil auch Gesellschafter der Agentur sind, in jüngster Zeit für Aufruhr gesorgt. Durchaus öffentlichkeitswirksam verzichteten pünktlich zur Gesellschafterversammlung zwölf Regional- und Lokalzeitungen für einen Tag auf die dpa. Andere Kunden haben das Hamburger Dickschiff bereits verlassen. Zuletzt sprach das Handelsblatt die Kündigung aus. Den Verlagen ist die Agentur zu teuer geworden. Sie fordern niedrigere Abonnementskosten durch eine flexiblere Preisstruktur. Dagegen aber sperrt sich dpa bisher: Teure Kostenstellen wie das Korespondentennetz im Ausland oder die Landesdienste im Inland seien nur über das Gesamtpaket finanzierbar. Auch der Deutsche Journalisten-Verband hält die Proteste für "Klamauk". Bei der Gewerkschaft warnt man vor dem Wegfall von Arbeitsplätzen. Doch die dpa-Kunden fühlen sich von dem Fast-Monopolisten übervorteilt - und suchen nach neuen Wegen. So berichtete Ulrich Reitz, Chefredakteur der Rheinischen Post, auf dem Medientreff NRW in Köln euphorisch von seiner neuen "Autorenzeitung". Seien früher 80 Prozent der Artikel von dpa gekommen, so decke man heute diese Quote durch eigene Mitarbeiter ab. Auch die Rheinische Post hat dpa gekündigt - und rechnet dadurch mit Ersparnissen von einer Million Euro im Jahr. Vor der Presse kündigte dpa-Geschäftsführer Walter Richtberg nun an, die Agentur werde ihr Geschäftsmodell überprüfen. Eine Strategiekommission soll gegründet werden, über deren Vorschläge eine außerordentliche Gesellschafterversammlung noch in diesem Jahr entscheiden soll. Der Druck der dpa-Abonnenten zahlt sich offenbar aus.
Zuletzt bearbeitet 27.06.2003 11:45 Uhr
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