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Blauer Brief für Gruner+Jahr-Vorstand Bernd Buchholz

Adressat Bernd Buchholz, in diesem Jahr zum Vorstands-Chef aufgestiegen
Foto: Gruner+Jahr
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Adressat Bernd Buchholz, in diesem Jahr zum Vorstands-Chef aufgestiegen
Foto: Gruner+Jahr
Die Redaktionsbeiräte führender Gruner+Jahr-Zeitschriften haben einen blauen Brief an Vorstands-Chef Bernd Buchholz geschrieben. Darin wird der Sparkurs bei dem Hamburger Zeitschriftenverlag bitter beklagt. Statt die Krise zu nutzen, um die eigenen Marken zu stärken und Marktführerschaften auszubauen, "werden selbst jene Marken geschwächt, die heute das Geld verdienen", heißt es in dem bei Meedia komplett dokumentierten Schreiben, das die Redaktionsbeiräte von Brigitte, Geo, Geo Saison und Stern gezeichnet haben.

Strategische Bankrotterklärung
Die zwischen Sorge ("Wir erleben jeden Tag, wie groß die Angst in den Redaktionen ist") und Wut ("Das empört die Redakteure gerade dort, wo die einzelnen Redaktionen schwarze Zahlen schreiben") pendelnden Zeilen lesen sich wie eine strategische Bankrotterklärung an die Adresse des Vorstandes. Der habe "allem Anschein nach jedes Vertrauen in die Stärke seiner Print- Produkte verloren" und wisse auch nicht, wie sich im Internet Geld verdienen ließe. Der Verlag wolle die Krise nur nutzen, "um zu erreichen, was schon lange geplant ist: die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen der angestellten Redakteure zu verschlechtern".

Buchholz wird von den Beiräten aufgefordert, den Anteilseignern klarzumachen, "dass ihre Rendite- Erwartungen in einem mittlerweile so reifen Markt wie dem deutschen Zeitschriften-Markt unrealistisch sind ... Das zu vertreten, hielten wir für eine Aufgabe, die eines Vorstandes würdig wäre". Gemeint ist in Haupteigner Bertelsmann; der Familienkonzern fährt in allen seinen Sparten einen konsequenten Sparkurs.

Nicht der erste Brief
Es ist nicht der erste Protest-Brief, der bei in dem einstmals so gediegenen Hamburger Zeitschriftenhaus verfasst wird. Im Januar, als die G+J-Wirtschaftspresse aufgemischt wurde, schrieben die Betriebsräte der zu schließenden Redaktionsstandorte in München und Köln direkt an Bertelsmann-Chef Ostrowski: Die Sparmaßnahme sei ein "Himmelfahrtskommando". Durchgezogenen wurde die Zusammenlegung trotzdem.

Buchholz, der schon vor einem Jahr glaubte, seine Redakteure vom "Sonnendeck" herunterrufen zu müssen, hat bereits reagiert. In einem Antwortschreiben, das auch in die Branchendienste gelangte, bezeichnete er die Anwürfe der Beiräte als "ehrabschneidend und damit beleidigend". Er forderte eine Entschuldigung, um "die Basis für einen Dialog zwischen Redaktionsbeiräten und Vorstand wiederherzustellen". UPDATE: Die betroffenen Chefredakteure haben sich inzwischen vom Inhalt distanziert oder zumindest die Veröffentlichung bedauert.
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