Deutsche Zeitungen: Trend zu Paywall und Bezahl-Apps
Artikel
| 05.07.2013
Deutsche Zeitungsverlage räumen im Internet verschärft mit der von ihnen gebrandmarkten "Kostenlos-Kultur" auf. Nach Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger haben bislang 45 von insgesamt 660 Verlags-Websites auf ein Bezahlmodell umgestellt - bis zum Jahresende sollen es bereits 60 sein.
Paywalls und Bezahl-Apps auf dem Vormarsch
Auch ihre Zeitungs-Apps wollen die Verlage monetarisieren. Von den laut BDZV rund 450 Apps sind knapp 290 kostenpflichtig. Insgesamt stieg die Zahl der Apps im Vergleich zum Juli 2012 um 125 an. Davon bieten 115 Digitalpakete an, die eine App und die gedruckten Zeitung kombinieren und gegen Aufpreis auch ein Tablet-Endgerät enthalten.
Zeitungs-Ideologie
Die Verlage, die nicht unbedingt als innovativ verschrieen sind, wollen ihre Marken in die digitale Welt überführen, um sinkende Print-Reichweiten zu kompensieren. Auf dem Spiel steht die Bedeutung einer Branche, die es gewohnt ist, einem geneigten Publikum die Welt zu erklären. Das geht nicht ohne Ideologie ab. BDZV-Geschäftsführer Dietmar Wolff stellte die Zeitungen auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes laut Pressemitteilung als verlässlichen Gegenpol zur "Flut der Blogs, Aggregatoren und sozialen Medien" dar, die "in weiten Teilen des Publikums zu einer wachsenden Unsicherheit" führe.
Stolz proklamiert der BDZV, dass 80 Prozent der über 14-Jährigen "einen Großteil" (?) der Zeitungstitel lesen - eben nicht nur gedruckt, sondern auch mobil oder per Browser. Von den Unter-30-Jährigen nutzen laut BDZV 65 Prozent regelmäßig die digitalen Angebote und über 50 Prozent die gedruckten Ausgaben. Die Druckauflagen und Werbeerlöse stagnieren weiterhin. So sank die Gesamtauflage von 23,08 auf 22,23 Millionen Exemplare im ersten Quartal, das sind rund vier Prozent.
Sinkende Auflagen, sinkende Anzeigenumsätze
Die Auflagen-Verluste haben die Zeitungen zwar durch Preiserhöhungen abfangen können. So stiegen die Vertriebsumsätze um 1,4 Prozent. Gleichzeitig fielen aber die Nettowerbeumsätze um neun Prozent. So setzten die Verlage im Jahr 2012 insgesamt 3,3 Prozent weniger um. In absoluten Zahlen: Die 8,23 Milliarden Euro Gesamtumsatz setzen sich zusammen aus 4,72 Milliarden Euro Vertrieb, 3,43 Milliarden Euro Anzeigen und Beilagen sowie 82 Millionen Euro Supplements.
Bei der Entwicklung digitaler Erlösmodelle sieht sich der Verband aber noch am Anfang. "Wir sind publizistisch erfolgreich, nach rein kaufmännischen Gesichtspunkten müssen wir dringend aufholen", sagt der Leiter Kommunikation + Multimedia des BDZV, Hans-Joachim Fuhrmann. Und was ein rechter Kaufmann ist, der drückt erst einmal die Kosten.
Das sollen nach dem Willen der Verleger bei der anstehenden Tarifrunde die Zeitungsredakteure zu spüren bekommen, auch wenn BDZV-Geschäftsführer Wolff bekundet: "Journalistische Profession und das Vertrauen in unsere Produkte sind unser wichtigstes Kapital".
Paywalls und Bezahl-Apps auf dem Vormarsch
Dabei kommen unterschiedliche Versionen von Bezahlmauern ins Spiel. Am beliebtesten bei deutschen Verlagen ist die "Freemium"-Variante - ein großer Teil der Inhalte bleibt unbegrenzt frei nutzbar, während Premium-Content nur für zahlende Kunden zugänglich ist; 32 Verlags-Websites nutzen diese Variante, zuletzt auch Springers Bild. Die Welt und sieben weitere Zeitungen setzen auf ein "metered"-Modell mit einem monatlichen Freikontingent an Artikel-Abrufen. Vier Portale hegen sich mit einer harten Bezahlschranke ohne Ausnahmen ein. Auch die taz mit freiwilliger Bezahlung wird vom BDZV unter Paid Content gezählt.
Auch ihre Zeitungs-Apps wollen die Verlage monetarisieren. Von den laut BDZV rund 450 Apps sind knapp 290 kostenpflichtig. Insgesamt stieg die Zahl der Apps im Vergleich zum Juli 2012 um 125 an. Davon bieten 115 Digitalpakete an, die eine App und die gedruckten Zeitung kombinieren und gegen Aufpreis auch ein Tablet-Endgerät enthalten.
Zeitungs-Ideologie
Die Verlage, die nicht unbedingt als innovativ verschrieen sind, wollen ihre Marken in die digitale Welt überführen, um sinkende Print-Reichweiten zu kompensieren. Auf dem Spiel steht die Bedeutung einer Branche, die es gewohnt ist, einem geneigten Publikum die Welt zu erklären. Das geht nicht ohne Ideologie ab. BDZV-Geschäftsführer Dietmar Wolff stellte die Zeitungen auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes laut Pressemitteilung als verlässlichen Gegenpol zur "Flut der Blogs, Aggregatoren und sozialen Medien" dar, die "in weiten Teilen des Publikums zu einer wachsenden Unsicherheit" führe.
Stolz proklamiert der BDZV, dass 80 Prozent der über 14-Jährigen "einen Großteil" (?) der Zeitungstitel lesen - eben nicht nur gedruckt, sondern auch mobil oder per Browser. Von den Unter-30-Jährigen nutzen laut BDZV 65 Prozent regelmäßig die digitalen Angebote und über 50 Prozent die gedruckten Ausgaben. Die Druckauflagen und Werbeerlöse stagnieren weiterhin. So sank die Gesamtauflage von 23,08 auf 22,23 Millionen Exemplare im ersten Quartal, das sind rund vier Prozent.
Sinkende Auflagen, sinkende Anzeigenumsätze
Die Auflagen-Verluste haben die Zeitungen zwar durch Preiserhöhungen abfangen können. So stiegen die Vertriebsumsätze um 1,4 Prozent. Gleichzeitig fielen aber die Nettowerbeumsätze um neun Prozent. So setzten die Verlage im Jahr 2012 insgesamt 3,3 Prozent weniger um. In absoluten Zahlen: Die 8,23 Milliarden Euro Gesamtumsatz setzen sich zusammen aus 4,72 Milliarden Euro Vertrieb, 3,43 Milliarden Euro Anzeigen und Beilagen sowie 82 Millionen Euro Supplements.
Bei der Entwicklung digitaler Erlösmodelle sieht sich der Verband aber noch am Anfang. "Wir sind publizistisch erfolgreich, nach rein kaufmännischen Gesichtspunkten müssen wir dringend aufholen", sagt der Leiter Kommunikation + Multimedia des BDZV, Hans-Joachim Fuhrmann. Und was ein rechter Kaufmann ist, der drückt erst einmal die Kosten.
Das sollen nach dem Willen der Verleger bei der anstehenden Tarifrunde die Zeitungsredakteure zu spüren bekommen, auch wenn BDZV-Geschäftsführer Wolff bekundet: "Journalistische Profession und das Vertrauen in unsere Produkte sind unser wichtigstes Kapital".
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