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Die letzte Ausgabe der FTD - eine Chance für Unternehmer-Journalismus?

Der Sensenmann kauft die FTD.
Screenshot ftd.de
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Der Sensenmann kauft die FTD.
Screenshot ftd.de
Die Financial Times Deutschland bekommt also doch noch eine zweite Chance: Das Satire-Magazin Titanic wird die Wirtschafts-Zeitung erneut herausgeben und erstmals in die schwarzen Zahlen führen. Mehr noch: Nach der erfolgreichen Wiederbelebung erwägt Titanic auch noch die Übernahme der Gruner+Jahr-Magazine Stern und Brigitte. So steht es jedenfalls in einer satirischen Vorschau auf die nächsten zwölf Monate ("Wissen, was wichtig wird").

Sollte es nicht zu dieser Rettungs-Maßnahme kommen, dann ist die heutige FTD-Ausgabe vom Freitag, dem 7. Dezember, wohl doch die allerletzte. Der Verlag hat das börsentäglich erscheinende Blatt und auch die Magazin Impulse und Börse Online eingestellt. Auf einen Schlag werden über 300 Mitarbeiter abgefunden und entlassen (Berichte über Stellen-Abbau sind bekanntlich täglich Brot für Wirtschaftsjournalisten). Die Abonnenten-Kartei wurde an den Konkurrenten Handelsblatt verscherbelt.

Zufrieden mit der eigenen Arbeit
Die Stimmungslage in der Redaktion beschreibt am besten eine Karikatur: Der Sensenmann baut sich vor einem Zeitungs-Kiosk auf, der Verkäufer sagt: "Eine gute Tageszeitung? Da würde ich Ihnen die FTD empfehlen!" Der Sensenmann ist einverstanden.

Bei aller Ironie: In der Redaktion ist man zufrieden mit der eigenen Arbeit. Gerührt wird auf fast 13 Jahre Zeitungsgeschichte zurückgeblickt. Davon künden auch die ironisch eingefärbten Abschieds-Worte der Chefredakteure Steffen Klusmann, Sven Oliver Clausen und Stefan Weigel:
"Entschuldigung, liebe Gesellschafter, dass wir so viele Millionen verbrannt haben. Entschuldigung, liebe Anzeigenkunden, dass wir so kritisch über Eure Unternehmen berichtet haben. Entschuldigung, liebe Pressesprecher, dass wir so oft Euren Formulierungsvorschlägen nicht gefolgt sind. Entschuldigung, liebe Politiker, dass wir Euch so wenig geglaubt haben. Entschuldigung, liebe Kollegen, dass wir Euch so viele Nächte und so viele Wochenenden haben durcharbeiten lassen. Entschuldigung, liebe Leser, dass dies jetzt die letzten Zeilen der FTD sind. Es tut uns leid. Wir entschuldigen uns vorbehaltlos. Aber: Wenn wir noch einmal von vorn anfangen dürften – wir würden es jederzeit wieder genauso machen."
Am Verlag gescheitert?
Die Ansicht, dass die FTD an ihrem eigenen Verlag gescheitert ist, war in den letzten Tagen häufig zu lesen und zu hören. G+J habe keine echte Online-Strategie gehabt, die Zusammenlegung der Wirtschaftsmedien vor vier Jahren in einer personell verkleinerten Zentralredaktion sei der erste Sargnagel gewesen.

Dazu passend ruft Ex-FTD-Chefredakteur Wolfgang Münchau in einer letzten Kolumne den Tod der Verleger aus: Sie glaubten immer noch, dass digital nur ein weiterer Distributionskanal für ihr analoges Produkt sei; sie hätten nicht verstanden, dass man "für wenige Tausend Euro und ein bisschen Fantasie [...] ein Online- und Mobilangebot hinbekommen, das denen fast aller deutscher Verlage überlegen ist".

Was bleibt also? Zum Abschied führt die Zeitung, die als erstes deutsches Blatt eine Wahlempfehlung abgab, noch ihre besten Scoops vor und versteigert FTD-Devotionalien für einen guten Zweck bei Ebay. Klar, an einem Tag wie diesem geht das nicht ohne Selbstmitleid ab. Zum Schluss hat die FTD ja auch via Facebook viel Zuspruch erhalten, allein am Kiosk fehlte das Interesse. Die harte Auflage war - Zeitungskrise hin oder her - einfach zu niedrig. Nur die letzte Ausgabe hatte das Zeug zum Sammlerstück.

Unternehmer-Journalismus bitte
Aber Ökonomen wären keine Ökonomen, wenn sie nicht auch verinnerlicht hätten, dass jede Pleite eine Chance zum Neubeginn ist. Wer, wenn nicht Wirtschaftsjournalisten, sollte sich am ehesten dazu berufen fühlen, das modische Schlagwort vom entrepreneurial journalism, Unternehmer-Journalismus eben, mit Inhalt zu füllen und ein neues Medium zu starten? Eines, das vor allem unbelastet von jenen in alten Geschäftsmodellen erstarrten, analog denkenden Verlegern ist.

Aber vielleicht finden die ehemaligen FTD-Redakteure ja noch ein Plätzchen in einem anderen Verlag, oder sie kommen direkt in der Wirtschaft unter.
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