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Kick-off für den "Sport-Tag" auf dem Niveau von Hertha BSC

Wer in Deutschland eine Sport-Tageszeitung herausbringen will, legt sich automatisch mit Springers Bild-Zeitung an. Wer es trotzdem wagt, muss entweder sportverrückt sein oder aus der Tiefe des Raumes kommen wie "der Berliner Klein-Verleger Michael Hahn, der bislang nur mit Programm-Titeln wie 'nurTV' oder 'TV Sudoku' aufgefallen ist" (O-Ton Turi2).

Für einen Klein-Verleger hat Hahn große Pläne. Heute hat er mit Hilfe "fünf sportlich stark interessierter Gesellschafter", darunter ein Berliner Immobilienunternehmer, die erste Ausgabe des Sport-Tag - Untertitel: "Die tägliche deutsche Sportzeitung" - in Berlin ausgeliefert. Weitere Großräume sollen noch in dieser Woche hinzukommen. Gesamtauflage: 150.000 Exemplare.

Selbst aufgebaut
Bis Mitte April möchte der Sport-Tag sogar 90 Prozent der Bevölkerung erreichen. Die schrittweise Erweiterung liege "nicht etwa an fehlendem Kapital, sondern daran, dass die gesamte Vertriebs-Logistik selbst aufgebaut und organisiert wird, da im Vorfeld niemand den Transport flächendeckend übernehmen konnte", heißt es in einer Pressemitteilung, die das Projekt nur einen Tag vor dem Erstveröffentlichungstermin ankündigte. Dort verblüfft Verleger Hahn auch mit dem im Internet-Zeitalter angestaubt klingenden Zitat: "Der Anspruch ist es, die Leser und Sportbegeisterten immer aktuell und schnell zu informieren, denn da liegt der Vorteil des Mediums Tageszeitung."

Eine zwölfköpfige Redaktion in Berlin unter Leitung von Chefredakteur Winfried Weber will mit Hilfe von 20 Freien, darunter auch der frühere sid-Autor Rainer Kalb, montags bis freitags 24 Seiten und am Sonntag 48 Seiten füllen. 50 Cent bzw. 1 Euro kostet das Blatt. Für 50 Cent brachte Hahn 2002 schon ein einfaches wöchentliches Konkurrenz-Blatt zur Sport-Bild heraus: Sport & TV, so der Titel, hielt sich aber keine zwei Monate.

Große Vorbilder
Diesmal liegt die Latte höher: Selbstbewusst werden die französische L'Equipe und die italienische Gazzetta dello Sport als Vorbilder für den Sport-Tag genannt.

Das sind große Namen. Inhaltlich operiert die unambitioniert wirkende Kick-off-Nummer mit vielen Texten von der Stange aber leider auf dem derzeitigen Niveau von Hertha BSC. Und "Deutschlands erste Sport-Tageszeitung", so der PR-Claim, ist der Sport-Tag natürlich auch nicht. Die letzte etablierte Sport-Tageszeitung aus Berlin war das Deutsche Sportecho in der DDR. Nach der Wende wurde es übrigens von Springer übernommen, um 1991 eingestellt zu werden.
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