KirchMedia insolvent - Sanierung angestrebt
Die KirchMedia, die das Kerngeschäft des Rechtehandels für die Medienholding von Leo Kirch betreibt, hat am Montag wie erwartet einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht München gestellt. Die Gläubigerbanken, die jahrelang Geld in den defizitären Konzern gepumpt haben, kündigten auf einer Pressekonferenz am Nachmittag in München an, dass die Geschäfte mit frischem Geld fortgeführt werden sollen.
Die notwendige Mittel werden zum einen von den Banken selbst kommen, die sich zur Einräumung von Masse-Krediten bereit erklärten. Andererseits sollen sich in- und ausländische Investoren an dem Unternehmen beteiligen. Damit wird der Finanzpoker um Kirch in eine neue Runde gehen, aber die Karten werden neu gemischt.
"Unser Ehrgeiz ist es, diesen größten bundesdeutschen Krisenfall so schonend wie möglich für alle Beteiligten zu lösen und dabei so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten", erklärte Wolfgang van Betteray, einer der beiden neu eingesetzten Geschäftsführer. KirchMedia beschäftigt 5.500 der rund 10.000 Angestellten aller der KirchGruppe untergliederten Gesellschaften.
Bundeskanzler Gerhard Schröder signalisierte unterdessen Gesprächsbereitschaft, "wenn der Insolvenzverwalter von KirchMedia Hilfe suche". Jedoch wäre es laut Schröder "nicht unproblematisch", wenn sich mit dem italienischen Regierungschef und Medienunternehmer Silvio Berlusconi der Ministerpräsident eines befreundeten Landes stärker im deutschen Medienbereich engagiere.
Dagegen sagte ver.di-Vorstandsmitglied Frank Werneke, man müsse einen Einstieg von Berlusconi oder dem Australo-Amerikaner Rupert Murdoch akzeptieren, solange dies Arbeitsplätze sichere - selbst wenn aus medienpolitischen Gründen sowohl die Beschäftigten als auch die Gewerkschaft "einen Einstieg dieser beiden Medienmogule auf dem Medienmarkt nicht sonderlich befürworten".
Neben dem Film- und Sportrechtehandel betreibt die KirchMedia auch die Filmproduktionsgesellschaft Taurus und hält 52,5 Prozent an der börsennotierten TV-Gruppe ProSiebenSat.1. Das Firmengeflecht der KirchGruppe ist indes so schwer durchschaubar, dass der Verdacht aufgekommen ist, Leo Kirch könne sich noch kurz vor Toresschluss ein lukratives Tortenstück herausschneiden.
So berichtet der Spiegel, dass der 75-Jährige die TV-Rechte an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 von der KirchMedia zur KirchSport AG, einer Gesellschaft mit Sitz in der Schweiz, transferiert habe, um sich damit "ein letztes Betätigungsfeld sichern oder den Ruhestand vergolden" zu können. Kirch bestreitet dies unter Verweis auf Verträge mit dem Weltverband FIFA.
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Zuletzt bearbeitet 08.04.2002 20:14 Uhr