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TV-Jahr 2007: Schlechte Zeiten für große Sender

2007 war das Fernsehjahr der Aufsplitterung. Während die kleinen Sender mit Vox an der Spitze ihr Publikum halten oder sogar erweitern konnten, verloren die großen Sender durchweg an Quote - am schlimmsten die Öffentlich-Rechtlichen. Insgesamt ging die (klassische) Fernsehnutzung sogar zurück.

Diesem Trend dürfte im kommenden Jahr jedoch vorläufig Einhalt geboten werden: Dann bescheren Fußball-Europameisterschaft und Olympische Spiele ARD und ZDF wieder ein Großsportjahr, und die Kassandrarufe von der Ablösung des Fernsehens durch das Internet sowie durch Digitalkanäle und On-Demand-Individualisierung werden vorübergehend verstummen.

Heftige Einbußen für ARD und ZDF
Die gebührenfinanzierten Sender haben zwar auch 2007 ihre Quotenführerschaft verteidigt, aber heftige Einbußen erlitten. So sank die ARD, seit 2004 wieder Marktführer, nach den vorläufigen Zahlen der GfK-Fernsehforschung gegenüber dem Vorjahr von 14,3 auf 13,4 Prozent, während das ZDF statt 13,6 Prozent nur noch 12,9 Prozent der Fernsehhaushalte erreichte.

Leichter abwärts ging es für die Privaten. Beim Gesamtpublikum verschlechterte sich RTL auf 12,4 Prozent (Vorjahr: 12,8 Prozent), legte in der "Zielgruppe" der 14- bis 49-Jährigen allerdings um 0,4 Prozent auf 16 Prozent zu. Bei der Konkurrenz verbuchten Sat.1 9,6 Prozent (9,8 Prozent) und ProSieben 6,5 Prozent (6,6 Prozent).

Perfektes Fernseh-Dinner für Vox
Für Vox war 2007 dagegen ein ziemlich perfektes Fernsehjahr. Dank seiner Koch-Shows steigerte sich der Kölner Sender aus der RTL-Familie von 4,8 auf 5,7 Prozent. Auch RTL2 gewann dazu (von 3,8 auf 3,9 Prozent), während Kabel 1 und Super RTL mit 3,6 bzw. 2,6 Prozent ihr Niveau halten konnten.

Wo der Blick in Deutschlands Küchen ("Das perfekte Dinner") kleinen Sendern bessere Quoten beschert, scheint die Zeit der großen, die gesamte Fernsehnation in ihren Bann ziehenden Programme passe zu sein. Selbst die Samstagabend-Show "Wetten, dass" kam 2007 nur noch auf bestenfalls 13,53 Millionen Zuschauer.

Allein der Sport funktioniert trotz Publikums-Segmentierung verlässlich: Das Handball-WM-Finale am 4. Februar zwischen Deutschland und Polen in der ARD (16,16 Millionen Zuschauer) und das Box-Comeback von Henry Maske gegen Virgil Hill am 31. März auf RTL (16,07 Millionen) waren die meistgesehenen Programme 2007.

Weniger Fernsehen, mehr Internet
Insgesamt saßen die Deutschen mit durchschnittlich 208 Minuten pro Tag vier Minuten weniger vor dem Fernseher als im Vorjahr. Für Grabreden auf die "Glotze" ist es zwar noch zu früh - aktuelle Studien belegen allerdings, dass die Internetnutzung zumindest bei den jüngeren Zuschauern auf Kosten des Fernsehkonsums zunimmt.

Einer Umfrage der European Interactive Advertising Association hat das Internet sogar bei den 16- bis 24-Jährigen erstmals das Fernsehen von der Spitze verdrängt. Einer Umfrage in zehn EU-Ländern zufolge verbringen die jungen Europäer bereits zehn Prozent mehr Zeit online als vor dem Fernseher.
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