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Zwiespältige Initiative: Suchmaschinen wollen kindersicher werden

Führende deutsche Suchmaschinen-Anbieter wollen künftig in Zusammenarbeit mit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ihre Datenbanken säubern. Dies ist die erste Stufe zur Erfüllung eines Verhaltenskodexes, der auf eine Initiative der Bertelsmann-Stiftung zurückgeht und unter dem institutionellen Dach der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter durchgesetzt werden soll. Jugendschutz vs. Zensur Im Internet hat die Idee naturgemäß zu einem zwiespältigen Echo geführt. Denn wo immer Filtermechanismen am Werk sind, ist der Ruf nach "Zensur" schnell zu vernehmen. Die Bundesprüfstelle kann auf Veranlassung einer Behörde oder nach eigenem Ermessen tätig werden. Führt ein solches Verfahren zur Indizierung, dann soll die als jugendgefährdent eingestufte Website generell aus den Indexen der Suchmaschinen getilgt werden; sie wäre also auch für Volljährige nicht mehr zu sehen. Ein Journalist kann aber durchaus gute Gründe haben, eine braune Website zu besuchen, ohne sich deshalb schutzlos der Neonazi-Propaganda auszuliefern. Das Kinder eine solche Medienkompetenz nicht besitzen, ist ebenfalls unstrittig. Einfache Lösungen für dieses Dilemma gibt es nicht, vielleicht aber eine gewisse Skepsis gegenüber einer Behörde, die gerade 50 Jahre alt wurde und in ihrer Geschichte manch anchronistische - heute würde man sagen: kuriose - Verbotsentscheidung gefällt hat. Technische Probleme Technisch soll die Indizierung so vor sich gehen, dass die Suchmaschinenbetreiber ihre Datenbanken automatisch mit einem Index der Bundesprüfstelle abgleichen. Trotz dieser direkten Verkoppelung wird das Ziel der Selbstregulierer aber nur punktuell zu erreichen sein: Das Wettrennen mit den Anbietern von Sex, Schmutz, Gewalt, Propaganda etc. wird stets ein ungleiches bleiben. Vielleicht träfe einige etabliert-berüchtigte Websites eine solche Sperrung tatsächlich; doch schon am nächsten Tag würden sie mit anderer Domain wieder auftauchen. Technische Probleme Technisch nicht völlig realisierbar ist auch das Ziel der Suchmaschinen-Initiative, die Filterung nur für deutsche Benutzer durchzuführen. Wie wäre die Herkunft zweifelsfrei zu bestimmen? Dies ist aber schon rein rechtlich geboten, da sich ausländische Surfer nicht durch deutsche Selbstregulierungs-Maßnahmen bevormunden lassen müssen. So erhält die gute Absicht der Initiative, in der sich unter anderem die Branchen-Primusse AOL, Google, Lycos, MSN, T-Online und Yahoo zusammengeschlossen haben, den merkwürdigen Beigeschmack einer Image-Kampagne. Geht es vielleicht nur darum, verärgerte Nutzer und besorgte Erziehungs-Politiker ruhig zu stellen, damit die Geschäfte in Ruhe weiterlaufen können?
Zuletzt bearbeitet 25.02.2005 16:12 Uhr
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