Mit Leidensdruck: Britische Verlage wollen Geld von Google
Artikel
| 26.01.2009 Update: 27.01.2009
In der britischen Verlagsindustrie formiert sich Widerstand gegen Google. Guardian-Verlagschefin Carolyn McCall wirbt aktiv dafür, dass der Suchmaschinen-Gigant für die Verwendung fremder Inhalte zahlen muss. Zwar ist die Unzufriedenheit der großen Content-Provider über die Abhängigkeit von Google nichts Neues. Doch diesmal könnte mehr daraus werden - jedenfalls im britischen Königreich.
Zum einen liefert die Wirtschaftskrise den privaten Medienhäusern einen Grund, den Staat um Hilfe zu rufen. Zum anderen hat Premier Gordon Brown erst im letzten Jahr mit Stephen Carter einen Minister für Kommunikation, Technologie und Rundfunk berufen, der unter dem Motto "Digital Britain" für modernisierte mediale Rahmenbedingungen sorgen soll. Mit Spannung wird derzeit auf der Insel der erste Zwischenbericht des zum Lord beförderten Carter erwartet.
"Sie investieren kein Geld in Inhalte"
Es geht um Breitbandzugänge für alle, die Rolle und Regulierung der BBC, eine mögliche Teilprivatisierung des Fernsehsenders Channel 4, die Lockerung des Kartellrechts für Pressehäuser - und nun auch noch um News-Aggregatoren. "Sie investieren kein Geld in UK-Inhalte, während es den Inhalts-Produzenten immer schlechter geht", klagte McCall schon Mitte Januar auf dem Westminster E-Forum über Google News und Konsorten.
Am Rande der Münchner DLD-Konferenz ließ sich auch FAZ-Netzökonom Holger Schmidt von McCall erklären, dass durch den Einbruch der Werbepreise der Traffic, den Google den Verlags-Websites zuführe, nicht mehr so wertvoll sei wie früher. Ergo müsse für die Inhalte gezahlt werden.
Ein Drittel der Besucher bringt Google
Ganz schlüssig ist diese Argumentation nicht. Natürlich kann sich auch Google als Vermarkter der schlechten Konjunktur nicht entziehen. Trotzdem besteht ein Missverhältnis. Bezogen auf den deutschen Markt schreibt Schmidt, "viele Medien" bekämen etwa ein Drittel der Besucher auf ihren Internetseiten von Google; doch erziele die Suchmaschine fünf Mal mehr Umsatz mit Online-Werbung "als alle Verlage zusammen".
Die Quelle für diese Zahlen benennt der FAZ-Mann nicht. Doch auch ohne deren Kenntnis ließe sich ergänzen: Diese Werbung steht bei weitem nicht nur auf Seiten, die mit Inhalten der Verlage bestückt sind. Viele Google-Sucher kennen Google News gar nicht. Der Journalist Chris Williams vom Daily Telegraph spricht in seinem privaten Blog sogar von einer "Obsession" der Branche: "Wer nimmt schon groß Notiz von Google News und der Reihenfolge, nach der dort Artikel gewichtet werden - außer den Newsdesks und SEO-Spezialisten?"
Ändert eure robots.txt!
Was bleibt, ist das Unbehagen (nicht nur) der alten Verlagswelt über einen neue Marktführer, der sich dank seiner Technologie und Reichweite binnen weniger Jahre in die Lage gebracht hat, Besucherströme zu lenken. Und der - frei nach dem Motto "Wenn's Euch nicht passt, ändert einfach eure robots.txt" - umstandslos fremde Inhalte einsammelt und verarbeitet.
Dummerweise möchten weder britische noch deutsche News-Portale ihre robots.txt (die Datei, mit der ein Webmaster die Suchmaschinen anweisen kann, bestimmte Seiten nicht zu indexieren) ändern, um Google und Co. auszusperren. Aber sie wollen eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Google erlangen - sei es auch mit politischer Hilfe und gestützt auf den eigenen Leidensdruck. McCalls Mission zeigt, dass die Briten dabei im Augenblick weiter sind als die Deutschen.
Zum einen liefert die Wirtschaftskrise den privaten Medienhäusern einen Grund, den Staat um Hilfe zu rufen. Zum anderen hat Premier Gordon Brown erst im letzten Jahr mit Stephen Carter einen Minister für Kommunikation, Technologie und Rundfunk berufen, der unter dem Motto "Digital Britain" für modernisierte mediale Rahmenbedingungen sorgen soll. Mit Spannung wird derzeit auf der Insel der erste Zwischenbericht des zum Lord beförderten Carter erwartet.
"Sie investieren kein Geld in Inhalte"
Es geht um Breitbandzugänge für alle, die Rolle und Regulierung der BBC, eine mögliche Teilprivatisierung des Fernsehsenders Channel 4, die Lockerung des Kartellrechts für Pressehäuser - und nun auch noch um News-Aggregatoren. "Sie investieren kein Geld in UK-Inhalte, während es den Inhalts-Produzenten immer schlechter geht", klagte McCall schon Mitte Januar auf dem Westminster E-Forum über Google News und Konsorten.
Am Rande der Münchner DLD-Konferenz ließ sich auch FAZ-Netzökonom Holger Schmidt von McCall erklären, dass durch den Einbruch der Werbepreise der Traffic, den Google den Verlags-Websites zuführe, nicht mehr so wertvoll sei wie früher. Ergo müsse für die Inhalte gezahlt werden.
Ein Drittel der Besucher bringt Google
Ganz schlüssig ist diese Argumentation nicht. Natürlich kann sich auch Google als Vermarkter der schlechten Konjunktur nicht entziehen. Trotzdem besteht ein Missverhältnis. Bezogen auf den deutschen Markt schreibt Schmidt, "viele Medien" bekämen etwa ein Drittel der Besucher auf ihren Internetseiten von Google; doch erziele die Suchmaschine fünf Mal mehr Umsatz mit Online-Werbung "als alle Verlage zusammen".
Die Quelle für diese Zahlen benennt der FAZ-Mann nicht. Doch auch ohne deren Kenntnis ließe sich ergänzen: Diese Werbung steht bei weitem nicht nur auf Seiten, die mit Inhalten der Verlage bestückt sind. Viele Google-Sucher kennen Google News gar nicht. Der Journalist Chris Williams vom Daily Telegraph spricht in seinem privaten Blog sogar von einer "Obsession" der Branche: "Wer nimmt schon groß Notiz von Google News und der Reihenfolge, nach der dort Artikel gewichtet werden - außer den Newsdesks und SEO-Spezialisten?"
Ändert eure robots.txt!
Was bleibt, ist das Unbehagen (nicht nur) der alten Verlagswelt über einen neue Marktführer, der sich dank seiner Technologie und Reichweite binnen weniger Jahre in die Lage gebracht hat, Besucherströme zu lenken. Und der - frei nach dem Motto "Wenn's Euch nicht passt, ändert einfach eure robots.txt" - umstandslos fremde Inhalte einsammelt und verarbeitet.
Dummerweise möchten weder britische noch deutsche News-Portale ihre robots.txt (die Datei, mit der ein Webmaster die Suchmaschinen anweisen kann, bestimmte Seiten nicht zu indexieren) ändern, um Google und Co. auszusperren. Aber sie wollen eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Google erlangen - sei es auch mit politischer Hilfe und gestützt auf den eigenen Leidensdruck. McCalls Mission zeigt, dass die Briten dabei im Augenblick weiter sind als die Deutschen.
Externe Artikel
26.01.2009
Frankfurter Allgemeine Zeitung
14.01.2009
Paidcontent.org
27.01.2009
CounterValue (Justin Williams)
Weitere Artikel
21.01.2009
Netzpresse
29.10.2008
Netzpresse
17.09.2008
Netzpresse
09.09.2008
Netzpresse
Kommentare:
Seien Sie der Erste, der diesen Beitrag kommentiert